Der Krieg der Messenger

Über längere Zeit galten Messenger-Dienste wie Skype oder WhatsApp als nichts anderes, als eine kostengünstige und oft sogar noch einfachere Alternative zu den von den Mobilfunkunternehmen angebotenen SMS- oder MMS-Funktionen. Heute werden die meisten Nachrichten samt Bildern, Ton-, Bild-, Videodateien, oder ganzen Bibliotheken an schriftlichen Dokumenten über Messenger-Dienste verschickt.
Die Messenger-Dienste sind erwachsen geworden und in ihren Funktionen und Möglichkeiten sind sie immer näher an Social Media-Plattformen herangerückt. Gemeinhin werden sie auch mit diesen schon in einen Hut geworfen. Facebook, Signal, Instagram, VK und Telegram? Alles das Gleiche…

In einer Beziehung haben sich die ursprünglich verschieden ausgerichteten Unternehmungen auf jeden Fall angenähert. Es gibt einen harten Wettbewerb. Untereinander versucht man sich mit besonderen Sicherheits-, also Datenschutz-Versprechen zu übertrumpfen. Jeder behauptet von sich, das am einfachsten zu handhabende Produkt anzubieten. Und so gut wie alle namhaften Anbieter haben neben der „kleinen“ App für das Mobiltelefon auch eine Desktopversion für PC, Laptops und Tablets. Der Kampf um die Kunden, die eigentlich gar nichts (sichtbar) bezahlen, ist längst eröffnet.

WhatsApp macht nun Werbung damit, daß man an einer Vereinfachung zum Blockieren von Kontakten arbeite. Ob das die wichtigste und dringend nötigste Verbesserung ist, sei dahingestellt. Auch informiert WhatsApp seine User darüber, wie sie allfällige Sperren umgehen können. WhatsApp ist bekanntlich in einigen Staaten dieser Welt gesperrt, also faktisch die Nutzung verboten. Losgelöst von der Fragwürdigkeit solcher Verbote ist es schon ein mehr als kühner Standpunkt des Unternehmens, sich über die nationalen Gesetzgebungen auf diese Weise hinwegzusetzen.

Ebenfalls interessant ist der schmutzige Imagekrieg um die Sicherheit, den Datenschutz.
So wurde Threema, einem schweizerischem Anbieter eines der wenigen kostenpflichtigen Messengerdienstes vorgeworfen, daß sein Produkt nicht sicher genug sei. Threema reagierte umgehend, entkräftete einerseits die Vorwürfe, indem man die vollkommen realitätsferne Prüfsituation offenlegte und verbesserte gleichzeitig das eigene Produkt, indem man es auch auf die jeder Lebensrealität entbehrenden Situationen anpaßte. Threema hat mit ca. 1% Marktanteil im deutschsprachigen Raum einen ähnlichen Wert wie der chinesische Anbieter WeChat oder der japanische Dienst LINE. WeChat und LINE haben allerdings zusätzlich einen mobilen Bezahl- und Transfer-Dienst. Dieser Umstand macht klar, warum Threema manchen Konkurrenten ein Dorn im Auge ist.
Experten sehen derzeit nur zwei wirklich sichere und gleichzeitig benutzerfreundliche Messengerdienste: Threema und den ziemlich unbekannten Dienst Briar. Briar hat allerdings den Nachteil, daß der Dienst nicht auf Geräten mit iOS-Betriebssystem verfügbar ist. Damit sind sämtliche Geräte des Marktriesen Apple ungeeignet für diesen Messenger-Dienst.

Die Zukunft dieses Marktes läßt sich schwer voraussagen und wir werden uns hüten, einen Messengerdienst zu empfehlen. Auf jeden Fall ist bemerkenswert, daß Staaten mit Argusaugen auf die Möglichkeiten dieser Kommunikationswege schauen und sich stets mehr und mehr Zugang zu den Daten und Informationen der Nutzer der Messenger-Dienste erhoffen und erwarten.



Fotos:
Bildschirm WhatsApp: WABetaInfo
Logo Threema: wikimedia / https://threema.ch / cropped
Logo Briar: wikimedia / Sublime Software Ltd. / cc by 4.0

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