Zeit der Gscheitwaschln

Geist und Ungeist im Internet

Soziale Medien sind – Wir wollen es einmal so glauben. – eine wunderbare Sache. Sie verbinden Menschen. Man kann sich untereinander austauschen, sich lustige und interessante (meist sehr kurze) Geschichten erzählen, einander Bilder und Videos zeigen…
Und wenn man eine Frage oder ein Problem hat, kann man in die Welt hinaus rufen und bekommt manchmal sogar eine oder mehrere Antworten.
Ab hier kann die Sache zum Problem werden. Losgelöst von den ganzen institutionalisierten „Spezialisten“ für eh fast Alles gibt es – und dieser Wahrheit müssen wir uns stellen – auch bei den realen Menschen bisweilen ganz feste Deppen. Die Gscheitwaschln. Der Mensch neigt natürlich dazu, sich im Netz, in den sozialen Medien, als interessanten, feschen und in möglichst jeder Beziehung wertvollen Menschen zu präsentieren. Menschen, häßlich wie ein Uhu nach dem Waldbrand, bearbeiten Ihre Profilbilder mit so viel Weichzeichner, bis man bei kurzen Hinsehen nicht mehr eindeutig erkennen kann, ob es sich um eine Vanilleeiskugel oder ein Gesicht handelt. Sei ’s drum. Kaum jemand will sich als faltigen, schmutzigen, unfrisierten Langweiler präsentieren. Und grundsätzlich zeigen sich die Menschen in einem Lebensstil, der mehr an einen Artikel aus einer Stars- und Sternchenillustrierten erinnert: Unentwegt Wasserschifahren, immer gestylt, unzählige Dinner bei Kerzenlicht mit 200 Euro-Steaks…
Das ist – sobald man sich dieses Sachverhalts bewußt ist – halb so wild. Wie bereits erwähnt, will sich jeder Mensch so gut es geht darstellen. Meistens.

Gefährlich wird es erst, wenn sich die Menschen neben ihren – etwas geschönten Äußerlichkeiten – auch noch andere Fähigkeiten und Kompetenzen andichten. So wissen die schlimmsten sozialen Versager plötzlich bestens Bescheid, wie Menschen untereinander interagieren und geben Ratschläge. Sie geben Tipps, wie sich andere Menschen in einer bedrückenden Situation verhalten sollen. Und wenn man diese Ratgeber genauer unter die Lupe nimmt, bemerkt man daß die Rechtschreibfehler in ihren Ratschlägen meist noch das kleinste Problem sind. Sie entpuppen sich als schwätzende Wichtigtuer. Gefährlich, wenn man die Menschen – wie es bei sozialen Medien oft der Fall ist – nur „aus dem Internet“ kennen. Da könnte man sie versehentlich ernst nehmen.
Liebe Leserinnen und Leser, nehmen Sie nur Ratschläge und Tipps von nachgewiesenen Profis an. Sie würden sich doch auch nicht im Netz die Anweisung zur Autoreparatur holen. Genausowenig soll man sich im Netz medizinische, zwischenmenschliche, juristische oder psychologische Ratschläge holen. Wenn Sie das benötigen, gehen Sie zum Profi in der „echten“ Welt.
Und noch eine kleine Überlegung (Kein Ratschlag!): Wenn sich innerhalb des „Freundeskreises“ in sozialen Medien solche Gscheitwaschln befinden, könnte es dem eigenen Wohlbefinden vielleicht sogar ganz gut tun, wenn man die Schwätzer aus der Freundesliste wirft. – Einfach nur so eine Überlegung.

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