LIVE & LOUD in blau
Angekündigte Revolutionen finden selten statt. So auch die von unzähligen Auguren herbeigeredete öffentliche Hinrichtung von Herbert Kickl.
Der alte und neue Bundesparteiobmann der FPÖ richtete in seiner Eingangsrede eine Kampfansage an die Bundesregierung, die Regierungsparteien, aber auch an die SPÖ und Neos. Und Kickl meldete einen klaren Führungsanspruch an. Diese FPÖ will in Regierungen, in Bundesregierung und Landesregierungen. Und man will den eigenen Kandidaten Dr. Walter Rosenkranz in der Hofburg sehen.
Natürlich gab es die unterstützenden und aufmunternden Reden von Landesobleuten und Funktionsträgern der Freiheitlichen. Für den geneigten politischen Beobachter keine besondere Sache. Parteitags-Business as usual. Mit drei bemerkenswerten Ausnahmen:
1. Der Kassenabschluß: MMag. DDr. Hubert Fuchs, ehemaliger Staatssekretär im Finanzministerium meldete nicht ohne Stolz: Die freiheitliche Partei ist schuldenfrei. Wenn man diesen Zustand mit den finanziellen Schieflagen der Parteien, die für sich in Anspruch nehmen, solide und valide Politik zu vertreten, vergleicht, wird man nachdenklich. Gerade ÖVP, Grüne und SPÖ werden wohl vom Neid aufgefressen.
2. Der mächtige oberösterreichischen Landesparteiobmann, stellvertretender Landeshauptmann, Dr. Manfred Haimbuchner, dem immer wieder eine Gegnerschaft zu Kickls Kurs nachgesagt wird, hielt eine Brandrede zum Wohle des Bundesparteiobmanns. Keine Spur von Gegnerschaft!
3. Mit dem niederösterreichischem Freiheitlichen Karl Wurzer bekam Kickl auch einen Kritiker zu hören. – Im Gegensatz zu den sonst langweiligen, bis ins letzte Detail durchgetakteten und durchgeplanten Parteitagen anderer Parteien ein munteres Zeichen lebendiger Demokratie.
Als kleine Überraschung konnte die frühere ORF-Moderatorin Marie Christine Giuliani, in der Zwischenzeit erfolgreiche Unternehmerin, auch noch interessante und amüsante Interview mit den wahlkämpfenden Kandidaten Mag. Markus Abwerzger für Tirol und Dr. Walter Rosenkranz für die Bundespräsidentschaft führen. Eine informative Einlage mit einer charmanten Interviewerin, die mit jeder Menge Beifall belohnt wurde.
Zum Abschluß die Wahlergebnisse: Mit 91% wurde Herbert Kickl bestätigt und er nahm die Wahl natürlich an. Die Wahlvorschläge zum Bundesvorstand inklusive den Stellvertretern, der Bundesparteileitung, sowie andere Funktionsträger wurden von den Delegierten ohne Gegenstimme angenommen. Als „Bürgeranwalt“ wurde der Wiener Hilmar Kabas einstimmig gewählt.
Der Bundesparteitag war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch im Gang.
Fotos: screenshots Livestream Bundesparteitag FPÖ / FPÖ TV / YouTube