Das Diktat der Inkompetenten

(Sehr selektive) Zusammenfassung des Geschehens ohne Höflichkeiten

Ein Kommentar.

Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Leserinnen und Leser!

Es war einmal… Keine Angst, wir erzählen heute kein Märchen, sondern beginnen mit einer etwas älteren Geschichte. Und dann versuchen wir aus dieser älteren Geschichte und dem daraus erworbenen Erkenntnisgewinn, etwas anwendbare Weisheit für das Hier und Heute zu generieren.
Also es war einmal, irgendwann in den 1990ern in Pittsburg, also in den USA. Damals raubte ein Mann eine Bank aus. Mit vorgehaltener Waffe, ohne Maske, aber mit einem mit Zitronensaft beschmierten Gesicht, „erleichterte“ dieser Mann eben jene Bank. Schon bald wurde ein Bild des Räubers – schließlich liefen die Überwachungskameras während der Straftat – im TV veröffentlicht und der Täter ruckzuck ausgeforscht und umgehend verhaftet.

Der Bankräuber war entsetzt und konnte nicht verstehen, warum er so schnell ausgeforscht und gefasst wurde. Er war komplett aus dem Häuschen, denn – und jetzt kommt es – schließlich hatte er sich doch Zitronensaft ins Gesicht geschmiert! Und Zitronensaft wird doch als unsichtbare Tinte benutzt! Der Logik des Bankräubers zufolge mußte sein mit unsichtbarer Tinte, also Zitronensaft, beschmiertes Gesicht ebenso unsichtbar, und er selbst so nicht ausforschbar sein.
Sie halten die Geschichte für eine „Wuchtl“, einen „urbanen Mythos“? Nein, leider nicht, ist tatsächlich so passiert. Der Vorfall wird seither immer wieder als Beispiel zur Erklärung des sogenannten „Dunning-Kruger-Effekts“ genannt.
Beim einen oder anderen Leser wird ’s in der Zwischenzeit schon klingeln. So unbekannt ist besagter Effekt ja schließlich auch nicht.

Gut. Trotzdem beschreiben wir ihn kurz in einfachen und eigenen Worten:
Der „Dunning-Kruger-Effekt“ stellt das Mißverhältnis zwischen der Eigenwahrnehmung der eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse mancher Personen und den meßbaren Fakten dar. Manch ein „Spezialist“ erlernt einen kleinen Teil des oft sehr großen Wissensgebietes und glaubt, nachdem er kurz an der Oberfläche gekratzt hat, ein supi ausgebildeter Kenner der Materie zu sein. Diese Personen sind mit ungeheurem Selbstbewußtsein, ja Sendungsbewußtsein ausgestattet und lassen oft genug den Rest der Welt (auch ungefragt) an ihren Weisheiten teilhaben. Da sie ihren Vortrag stets mit voller Überzeugung zum Besten geben, werden sie (schrecklicherweise) auch öfter gehört, als bspw. ein echter Spezialist des jeweiligen Fachgebiets, möglicherweise ein über lange Zeit, über viele Jahre forschender Mensch, der jede Aussage zum Fach noch einmal durchdenkt, bevor er sie reflexartig wie eine Flatulenz in die Welt hinaus trötet.
Nicht nur, daß besagte Personen sich selbst maßlos überschätzen, nein, sie halten Andere oft für unterlegen und sind grundsätzlich – nicht zuletzt auf Grund ihres Mangels an Sach- und Fachkenntnis – außerstande die Kompetenz anderer Personen richtig einzuschätzen und zu bewerten.
Kurz: Ganz besonders dämliche Pfosten mit einer überhöhten Meinung von sich selbst werden mehr wahrgenommen als tatsächliche Kenner ihrer Fachgebiete. Ein Dilemma, das sich durch die Menschheitsgeschichte zieht und oft beklagt wird: Warum sind die Unwissenden so von sich überzeugt, während die Wissenden so voller Selbstzweifel sind…

Und was hat das mit dem (hoffentlich aktuellen) politischen Tagesgeschehen zu tun, werden sich manche Leserinnen und Leser nun fragen. Ziemlich viel!
Wir lassen die zum Augenrollen animierenden Ablenkungsmanöver der österreichischen Politik, wie den lächerlichen „Freedom-Day“ oder das Beschwichtigen vor dem ÖVP-Korruptionsausschuß beiseite und schauen hinaus in die EU, wir schauen zu unseren Nachbarn und nach Osten, wo sich – je nach Seite der Konfliktparteien – ein Krieg in der Ukraine klar ankündigt, oder definitiv nicht stattfinden wird. Die USA, oder vielmehr deren Präsident Joe Biden überschlägt sich in Ankündigungen eines bevorstehenden Militärschlags von Putins Rußland gegen die Ukraine.

Er stützt seine Kriegsprophezeiung auf angebliche Aussagen und Erkenntnisse der CIA, des US-amerikanischen Geheimdienstes, der in der Vergangenheit durch besonders seltsame Informationen und Einschätzungen auffiel: So bspw. die angeblichen Chemiewaffen im Irak, wegen deren (vollkommen frei erfundenen) Existenz ein Krieg über zig Jahre mit Millionen Toten gestartet wurde. Oder die CIA-Prognose über die Zukunft Afghanistans im Allgemeinen und dem Verhalten der Taliban im Speziellen, wenn die westlichen Kräfte das Land am Hindukush verlassen… Auch so ein Patzer! Unvergessen auch die unzähligen „kleinen“ Interventionen, mit denen der sogenannte „Arabische Frühling“ ausgelöst wurde, der den gesamten nordafrikanischen Raum, sowie den nahen Osten destabilisierte, den Aufschwung von islamistischen Terrorgruppen wie IS (DAESH), Al Qaida und anderen Mörderbanden erst ermöglichte und beschleunigte, und Europa in die Flüchtlingskrise 2015 stürzte. Also diese CIA soll einen Krieg, einen Einmarsch der Russen, ankündigen. Und die USA, die auf Biegen und Brechen ihr um rund 35% teureres Fracking-Gas in Europa absetzen wollen, die mit allen Mitteln die Versorgung Europas mit russischem Erdgas (über die neue Northstream-Pipeline) verhindern wollen, spielen sich als Hüter und Beschützer des Friedens auf. Selbstverständlich ohne irgendwelche Hintergedanken…

Ein tatsächliches Problem ist, daß sich im Osten der Ukraine, einer beinahe durchgehend russisch besiedelten Gegend, seit gut acht Jahren ein Dauerkonflikt zwischen der ukrainischen Regierung und Separatistengruppen abspielt. Dort ist faktisch seit Jahren schon Krieg. Was hindert Joe Biden und seine Parteigänger der CIA daran, einfach zu behaupten, daß ein Teil der nun beteiligten Kämpfer neue, also russische Soldaten seien. Noch bevor irgendjemand das Gegenteil beweisen könnte, wäre der Krieg ausgerufen und das Land stünde in Flammen. Europa, oder vielmehr die EU würden die angedrohten Wirtschaftssanktionen gegenüber Rußland umsetzen müssen und dabei mehr Schaden erleiden, als Putins Rußland. Mit den eindeutigen Worten „Wir scheißen auf Eure Sanktionen!“, hat der russische Botschafter in Schweden bereits sehr klar gesagt, wie wenig beeindruckend die Drohungen der EU sind. Und eine weitere, durchaus plausible Variante der Entwicklungen könnte sein, daß Präsident Putin irgendwann der Kragen platzt, und er die rasche militärische Lösung sucht, da er ohnehin bereits mit Sanktionen eingedeckt wurde, und er meint, wenn er schon bestraft wird, will er auch den ihm gemachten Vorwurf in die Tat umsetzen. Verzwickte Situation.

Aber was hat das mit Kruger, Dunning und einem strunzdummen Bankräuber zu tun? Leider einiges. Wir schauen uns zwei ausgewählte Außenpolitiker und deren Wortspenden und Stoßrichtungen in dieser Sache der vergangenen Tage und Wochen an, und müssen beinahe zwangsweise zum Schluß kommen, daß das unheilvolle Wirken dieser Politiker als Paradebeispiel für den Dunning-Kruger-Effekt herhalten müßten. Als schlimmstes Beispiel muß man wohl oder übel die bundesdeutsche Außenministerin Annalena Baerbock nennen. Daß sie kaum einen Satz unfallfrei von sich zu geben imstande ist, sei ihr hier nachgesehen. Da hat wohl der Logopäde versagt. Daß sie wiederholt andeutete, sie wolle mit Putin verhandeln, und quasi Klartext reden, löst hier natürlich einiges an Staunen und Gelächter aus. Nicht nur deswegen, weil Präsident Putin nachweislich besser Deutsch spricht als die grüne Außenministerin. Wirklich problematisch ist jedoch, daß die Dame, die doch bis vor kurzem noch frech von sich behauptete, Völkerrechtlerin zu sein, keinen einzigen sicherheits- oder wirtschaftspolitisch relevanten Aspekt richtig benannt hatte. Wahrscheinlich hat sie solche auch gar nicht erkannt. Wie sollte sie auch?! Die Dame, die in vollkommener Inkompetenz bei maximalem Selbstvertrauen ihre Plattitüden über Kriegsgefahr und eiserne Sanktionen gegen Aggressoren, blablabla… herunterstammelt, weiß augenscheinlich gar nicht, was sie da tut. Und es bleibt für die betroffenen Völker des Kontinents zu hoffen, daß die Dame von den Gegnern, denen sie unentwegt diplomatisch ans Bein pinkelt, nicht ernst genommen wird.

Außenminister Alexander Schallenberg mit seiner deutsche Amtskollegin Annalena Baerbock.

Ein anderer besonderer Spezialist in der Sache ist unser Außenminister Schallenberg (der laut unbestätigten Gerüchten von obengenannter Baerbock auch einmal mit „Herr Strache“ angesprochen wird). Nachdem Alexander Schallenberg während seiner kurzen aber eindrucksvollen Wirkensära als Bundeskanzler den klaren Beweis für die Wichtigkeit und Richtigkeit des Adelsaufhebungsgesetzes lieferte, zeigte er auch in seiner ursprünglichen Funktion als oberster Diplomat der Republik Österreich, daß genau das „diplomatisch sein“ nicht zu seinen Kernkompetenzen gehört.
Wäre die gesamte Angelegenheit bloß lächerlich, dann hätte man das Duo „Graf Bobby und Graf Mucki“ nur um einen „Graf Xandi“ zum Trio erweitert. Aber die Sache seines Wirkens und Tuns ist ernst! In vollkommener Ignoranz des österreichischen Staatsvertrags, in vollkommener Ignoranz der darin vereinbarten und gelobten immerwährenden Neutralität, ja in vollkommener Ignoranz der Möglichkeiten, Frieden durch (professionelle) Diplomatie herbeizuführen, krakeelt der österreichische Außenminister in die Welt hinaus, daß Österreich ohne Wenn und Aber hinter Sanktionen gegen Rußland stünde! Wow! Das hinterläßt einen sprachlos. Ohne Wenn und Aber.
Vielleicht dürfte es dem undiplomatisch die Kriegstrommel klopfenden Grafen entgangen sein, daß der Geist, mit dem Österreich 1955 wieder als unabhängiger Staat begründet wurde, der Geist der Unabhängigkeit, der Geist der Neutralität war. Es wird einmal ernsthaft ein Thema, ob sich die Vertreter unserer Bundesregierung, und in diesem Falle speziell der Außenminister, überhaupt noch im Rahmen unseres Staatsvertrages, unserer Verfassung bewegen.

„Denn sie wissen nicht, was sie tun!“, wird wohl irgendwann einmal eine nicht sonderlich tiefgründige Ausrede sein, wenn die Verantwortlichen den Karren in den Dreck fahren.
Oft genug wird heute von schlauen (und weniger schlauen) Köpfen darüber sinniert, wie sich die Großmächte 1914 schlafwandlerisch in den Krieg, ins Verderben hinein bewegten. All das sehenden Auges!
Im Gegensatz zu heute waren allerdings damals Spezialisten zugange. Heute sind höchst selbstbewußte Stümper am Werk. Wie wollen wir einfachen Bürger die Katastrophe, die von solchen Selbstüberschätzern ausgelöst werden kann, dereinst vor der Geschichte rechtfertigen? Kein Mensch wird uns einmal glauben, daß wir die eindeutigen Zeichen der maßlosen Inkompetenz nicht erkannten. Das wird noch peinlich…



Wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Sonntag!
Bleiben Sie uns gewogen!
Bitte unterstützen Sie die heimische Wirtschaft!



Fotos:
Alexander Schallenberg (Ö) u. Annalena Baerbock (D) © flickr / BMEIA / Michael Gruber / cc by 2.0
Balkon Schloß Belvedere, 15.
05.1955: ÖNB / Bildarchiv und Grafiksammlung

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