Die Metamorphosen des Ovid

„Die Metamorphosen des Ovid“ – In der Niederländischen Druckgrafik des 17. Jahrhunderts Im Ferdinandeum Innsbruck.

Vor rund 2000 Jahren verfasst der römische Dichter Ovid sein Hauptwerk, die „Metamorphosen“. Verteilt auf 15 Bücher und hunderte Verse erzählt er in seinem Gedicht an die 250 Sagen der antiken Mythologie neu. Während Ovid zu seinen Lebzeiten als einer der populärsten Dichter Roms gilt, werden seine „Metamorphosen“ auch die folgenden Epochen hindurch gelesen. Immer wieder inspiriert er nachfolgende Generationen zu neuen Werken in Literatur und Kunst. In diesem Zusammenhang widmet sich die Sammlungspräsentation den Grafiken niederländischer Künstler des 17. Jahrhunderts. Auf eindrucksvolle Weise veranschaulichen und deuten sie Ovids antike Heldenerzählung.

Ralf Bormann, Leiter der grafischen Sammlung und Kurator, zur Sammlungspräsentation „Die Metamorphosen des Ovid“:

In seinen 15 Büchern der Verwandlungen von Menschen in tierische und andere Wesen verarbeitet Ovid zahlreiche Sagen der griechischen und römischen Mythologie. Seit dem Mittelalter bildet diese in abertausende Verse gebannte Kosmologie eine unverzichtbare Inspirationsquelle für die Literatur wie die bildende Kunst. Wir präsentieren eine Auswahl der bildgewaltigen Interpretationen, die niederländische Künstler des 17. Jahrhunderts diesem antiken Epos haben angedeihen lassen.

„Gedichte zu schreiben, ohne dass sie jemand liest“, klagt der römische Dichter Ovid (43 v. Chr. – wohl 17 n. Chr.) in einem Brief aus seiner Verbannung an der dakischen Küste des Schwarzen Meeres, „ist wie ein Ballett im Dunkeln. Ein Hörer inspiriert dich, und Ruhm wächst durch Lob. Das Verlangen nach Ruhm ist ein ungeheurer Ansporn.“ Erotische Gedichte und amouröse Indiskretionen aus dem nahen Umfeld des Kaiserhauses hatten Ovid den Bannspruch des Kaisers Augustus zugezogen, der ihn bis an sein Lebensende in der Provinz isolierte und seine Bücher aus den öffentlichen Bibliotheken ausschloss – der Vergleich mit dem exilierten Oscar Wilde drängt sich auf. Wenige Jahre zuvor hatte Ovid, zu dieser Zeit neben Vergil und Horaz der meistgelesene Dichter Roms, mit seinem Hauptwerk, den 15 Büchern der „Metamorphosen“, eine fulminante, rund 250 Sagen umfassende Neuerzählung des antiken Mythenschatzes vorgelegt. Das in Hexametern abgefasste mythologische Gedicht wurde in allen Epochen gelesen und gilt als eines der einflussreichsten Werke der Literaturgeschichte.

Auch dem europäischen Kunstgeschehen waren die „Metamorphosen“ seit dem Mittelalter ein unentbehrlicher Begleiter und Quell enormen Bildreichtums. Das Thema von Cornelis Schuts der Sammlungspräsentation den Auftakt gebenden Radierung „Pyramus und Thisbe“ findet sich bereits in einer berührenden Darstellung auf einem um 1200 entstandenen Kapitell am Münster zu Basel, das wie in der Radierung Thisbe, im Irrtum über den Tod ihres Geliebten Pyramus befangen, sich in ein Schwert stürzend zeigt. Im Geburtsjahr Schuts erschien Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“ in London im Druck, die ebenfalls das Pyramus und Thisbe-Motiv aufgreift und verarbeitet; Julia wählt hier bekanntlich den Dolch, um sich das Leben zu nehmen.

Ovids „Metamorphosen“ fließen ununterbrochen dahin und reichen von der Schöpfung über das Hesiodische Goldene Zeitalter, die Gigantomachie, die klassischen Begebenheiten unter den Göttern und Halbgöttern, die menschlichen Helden der Mythologie bis in Ovids eigene Zeit. Während die seriösen Historiker der hellenistischen Zeit es sich noch angelegen sein ließen, das jahrhundertelang gewachsene „Knäuel des Mythos und das Gewebe der Geschichte“ (L.P. Wilkinson) säuberlich voneinander zu trennen, war es dementgegen Ovids Bestreben, mit seinen „Metamorphosen“ eine Wiederverzauberung der Welt und eine Verschmelzung ihrer in Legenden, Mythen und in der Geschichtsschreibung festgehaltenen Geschehnisse hinzubringen. Eine solche kaum mehr entwirrbare Verschlingung zeigen in unserer Sammlungspräsentation auch die Werke des Anthonie Waterloo, in denen sich die einzelnen Episoden der „Metamorphosen“ beinahe als Nebenschauplätze in opulent geschilderten Landschaften in unauffälliger Verbindung der romantischen Welt der griechischen Mythos mit der vertrauten Welt des zeitgenössischen Betrachters wiederfinden lassen.


Bis 23.01.2022
Di – So, 10:00 – 18:00
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
Museumstraße 15
6020 Innsbruck

+43-512-594 89
sekretariat@tiroler-landesmuseum.at
https://www.tiroler-landesmuseen.at/haeuser/ferdinandeum/


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Titel-/Vorschaubild © Tiroler Landesmuseen

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