(Sehr selektive) Zusammenfassung des Geschehens ohne Höflichkeiten
Ein Kommentar.
Der Mai ist gekommen. Die ersten Hornissen – groß wie Erdapfelkroketten – machen ihre Antrittsbesuche beim Mittagstisch. Und während Herr und Frau Österreicher sich voller aufgeregter Vorfreude in buntesten Farben ausmalen, welch tolle Dinge sie nicht ab dem 19. Mai unternehmen werden, schwingen doch deren Bedenken über die eigene künftige Kategorisierung mit:
Welches G werde ich wohl künftig sein? Getestet? Geimpft? Genesen? Und warum fehlt das vierte, das einzig ausschlaggebende G? Gesund!
Hurra! Wir haben den G-Punkt der Nation entdeckt!
Wir machen weiter mit schlechtem Humor und schauen uns die ÖVP an. Dort sollte es bei objektiver Betrachtungen nichts zu lachen geben. Doch das türkis-schwarze Dauerlächeln verantwortlicher Protagonisten mit der herzlichen Natürlichkeit eines Wundstarrkrampfs hilft dem Bürger sofort über allfällige Bedenken hinweg. Daß man im heiligen Land Tirol einem Unternehmer und Mediziner, der – so hört man es aus dem Buschfunk – ein Verbot zu praktizieren hat, ohne vorherige Ausschreibung, ohne dem Minimum an Umschau auf dem immer größer werdenden Markt der Laborleistungs- und Testanbieter, quasi freihändig, den Auftrag gab, die Tests für die Bevölkerung zu machen, ist ein Skandal für sich. Wenn dann genau in diesem Labor- und Testunternehmen versehentlich eine nicht existente, aber selbstverständlich brandgefährliche „Tirol-Mutante“ entdeckt wird, grenzt das an Wahnsinn. Und daß das Land Tirol genau wegen dieser augenscheinlich durch reinen Pfusch und einem gehörigen Maß an Inkompetenz zum Seuchenepizentrum hochstilisiert wurde, kann man mit Worten nicht mehr fassen. Der hier angerichtete Schaden – egal ob gesellschaftlich, gesundheitlich, wirtschaftlich, oder am Image des Tourismuslandes – ist kaum zu beschreiben. Egal, der türkis-schwarze Landeshauptmann läßt uns wissen, daß es nicht besser laufen könne.
Nicht minder lustig ist die „never ending story“ unseres Finanzministers. Abgesehen von den Ermittlungen, den mehr als vielsagenden Chatverläufen, den verpatzten Budgets, der mehr als unterirdischen und grottenschlechten Umsetzung der Coronahilfen, der immer deutlicher im Raum stehenden Korruption und rotzfrechen Freunderlwirtschaft, Erinnerungslücken beim Untersuchungsausschuß, seltsamen Vorgängen rund um bei die ihm stattgefundene Hausdurchsuchung, ist dieser Mann ein beinahe brauchbares Mitglied der Gesellschaft. Und wenn er sich über ein Jahr weigert, dem Ibiza-Untersuchungsausschuß die benötigten Unterlagen vorzulegen, wird er sicherlich besonders gute Gründe gehabt haben. Wahrscheinlich war es die pure Vorsicht, bloß nichts falsch zu machen, als er den VfGH darüber entscheiden ließ, daß er die geforderten Unterlagen tatsächlich zu übermitteln hat. Daß er den glasklaren Auftrag des VfGH nicht umsetzte, wird seiner im Zuge des Ibiza-Untersuchungsausschuß bereits sichtbar gewordenen Vergesslichkeit geschuldet sein. Der liebe Bundespräsident machte ihn dann auf diesen kleinen Fehler aufmerksam, als er die Exekution des VfGH-Urteils ankündigte, anstatt sie einfach durchzuführen.
Nun war der Finanzminister daran erinnert, daß da doch noch irgendwas war: So mit Akten und Untersuchungsausschuß und einem Gerichtsurteil… In einem Höllentempo waren die 30 Umzugskartons mit den geforderten Unterlagen gepackt und an das Parlament geliefert. Huiii, so schnell… Und weil ja Vorsicht die Mutter aller Porzellankisten ist, wurden die Unterlagen durch das Finanzministerium noch auf Geheimhaltungstufe 3, also so unbeschreiblich geheim eingestuft, daß sich allfällige Leser des Inhalts sicherheitshalber dazu verpflichten müssen, ihr Gedächtnis daran auszulöschen. Die Lieferung der dafür benötigten 40 Liter Obstler aus fragwürdiger Produktion blieb allerdings aus. Eine Arbeit mit den angelieferten Akten ist auf Grund der Geheimhaltungsstufe im Prinzip unmöglich. Bei elektronisch übermittelten Unterlagen kann man mit Stichwortsuche einzelne Punkte ruckzuck überprüfen. Bei der hier angewandten Geheimhaltungsstufe muß allerdings in einem eigens dafür abgetrennten Kammerl jeder Ordner, jeder Zettel einzeln durchgelesen werden. Daß hier bspw. Pressespiegel, also gesammelte Zeitungsartikel mit dieser Geheimhaltungsstufe bedacht wurden, läßt auf eine penible Vorsicht schließen. Beinahe drängt sich der Verdacht auf, der so vorsichtige Finanzminister will hier die Arbeit des Untersuchungsausschuß solange verzögern, bis sein Zeitlimit erreicht ist und seine Arbeit eingestellt werden muß. Sehr vorsichtig…
Die Vorsicht der Bundesministerin Raab und der grünen Klubobfrau Maurer steht der des Finanzministers Blümel um nichts nach!
Sie sind sehr vorsichtig beim Umgang mit Medien und deren Machern. Nicht mehr anstreifen, am besten sich nicht einmal im Bereich der gleichen Postleitzahl befinden, wollen die beiden Damen höchster moralischer Ansprüche mit Wolfgang Fellner, dem Gottseibeiuns des österreichischen Boulevards.
Der hatte nämlich Unsägliches getan: Er hatte die Moderatorin Raphaela Scharf, die gerade einmal rund ein halbes Jahr bei ihm beschäftigt war fristlos entlassen. Grund dafür war der (nach wie vor unbelegte) Vorwurf der sexuellen Belästigung durch die damalige Moderatorin. Das ließ sich Fellner nicht gefallen. Der einzig nachgewiesene Beleg für das angebliche lüsterne Treiben des Medienmachers ist seine wenig charmante Aussage über die Kleidung der betreffenden Dame: „Du schaust aus wie eine Nutte!“. Nun kann man über die Manieren und Ausdrucksweise des Österreich-Herausgebers trefflich streiten, muß aber doch eines fairerweise festhalten: Was die Kleidung seiner Moderatoren in seinem TV-Format oe24-TV angeht, hat er sehr wohl ein Wörtchen mitzureden. Schließlich repräsentieren sie auf dem Bildschirm sein Unternehmen. Die Wahl der Worte ist eine Frage des Geschmacks. Also ein Fall für die sich zur moralischen Instanz hochschwingenden Geschmackspolizei der Sektion #metoo.
Scharf und Fellner befetzen sich seit 2019 vor Gericht. So weit, so langweilig… Daß nun gerade eine Moderatorin des schärfsten Konkurrenzsenders, nämlich die ehemalige Lebensgefährtin des Ibiza-Anwalts M. Katia Schwarz, der Fellner-Gegnerin zur Seite springt, macht auch keinen besonders sauberen Eindruck. Schließlich waren es Fellners Medien, die sehr lautstark die Verbindung Katia Wagners zur Ibiza-Bande verkündeten. Es riecht ein wenig nach Rache…
Daß Wolfgang Fellner sicher kein übertrieben sensibler und in seiner Wortwahl vorsichtiger Mensch ist, dürfte jedem ansatzweise aufmerksamen Medienkonsumenten im Lande bewußt sein. In seinen Talkshows ist er oft genug frech, er unterbricht seine Gesprächspartner ständig und verdreht schon gerne einmal das Wort im Mund. Und dabei grinst er von einem zum anderen Ohrwaschl. Bei alldem scheint er vollkommen schmerzbefreit. Er interviewt jeden. Er lädt Minister genauso zu sich ins Studio, wie die Vertreter von extremistischen Kleinstparteien. Aber das wollen viele Menschen offensichtlich auch sehen.
Sein Auftreten läßt das Blaulicht der oben beschriebenen Geschmackspolizei wegen Überlastung durchbrennen. Und er umgibt sich mit meist kompetenten, karriereorientierten und nicht mit Häßlichkeit geschlagenen jungen Damen. Das sind die Zutaten mit denen schon so mancher falscher Belästigungsvorwurf gebastelt wurde. Seine wohl bekanntesten ehemaligen „Fellner-Girls“ sind beispielsweise die Lebensgefährtin des Finanzministers Blümel, Clivia Treidl, und die Gattin des Ex-Vizekanzlers, Philippa Strache.
Aber nun zurück zu unseren vorsichtigen Damen, die wahrscheinlich niemals das Wetter bei oe24-TV moderiert hätten. Dieselben Damen, die nach wie vor keinen Anlaß sehen, daß der Finanzminister, der nun wirklich genügend Anläße geliefert hat, zurücktritt, drohen offen mit einem Boykott des Nachrichtenformats des weder angeklagten, geschweige denn verurteilten Wolfgang Fellner. Der hier unter der Flagge der politisch korrekten Moral gerittene Angriff gegen die Pressefreiheit ist einfach nur noch erbärmlich. Und hier hört sich der Spaß auch auf.
Nichts Neues im Land. Der alte Mist ist noch gar nicht aufgearbeitet.
Trotzdem flehen wir unsere geschätzten Leserinnen und Leser an, zuversichtlich zu bleiben, optimistisch zu sein. Die gesamten Undinge der Zeit werden aufgeklärt. Und bleiben wir auch zuversichtlich, daß die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.
Wir wünschen Ihnen dennoch einen schönen Muttertag!
Bleiben Sie uns gewogen!
Bitte unterstützen Sie die heimische Wirtschaft!
Fotos:
Titel-/Vorschaubild © wikimedia / Bundesministerium für Finanzen / Wenzel / cc by 2.0
Wolfgang Fellner © wikimedia / Manfred Werner (Tsui) / (cropped)
BM Susanne Raab © wikimedia / Bundesministerium für Finanzen / cc by 2.0 / (cropped)
BM Gernot Blümel © wikimedia / Bundesministerium für Finanzen / cc by 2.0