Smarte Treibstoffe

Diesel und Benzin, schadstoffarm und CO2-neutral

Wir leben in historischen Zeiten. Der Wechsel von der Mobilität mit Verbrennungsmotoren zur E-Mobilität ist ein ähnlich starker Einschnitt in die Gesellschaft wie vor über 100 Jahren der Umstieg von Pferdefuhrwerken auf die Automobilität. Was seinerzeit viele Jahrzehnte dauerte und den normalen Gang von Angebot und Nachfrage ging, soll nun mehr oder weniger von heute auf morgen gehen. Noch nie in der Geschichte haben demokratische Regierungen die Art der Fortbewegung vorgeschrieben. Nicht einmal der erst skeptische, doch dann autoverrückte Kaiser Wilhelm nahm sich dieses Recht heraus. Auch nicht die seiner Zeit nachfolgenden schnurrbärtigen Diktatoren und Massenmörder (Mögen ihre Seelen in der Hölle schmoren!), die wirklich jeden Bereich im Leben ihrer Untertanen regulieren wollten. Heute passiert es.

Die Beweggründe der Politik, die E-Mobilität zu forcieren und Verbrennungsmotoren stückweise zu reduzieren, sind sicherlich gut und anständig. Allerdings zeugt die Vorgangsweise ohne Umsicht, ohne Alternativen zuzulassen, ohne dem Markt, der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Bürgern die Wahl zu lassen von wenig Sachverstand und noch viel weniger Vertrauen in die Bürger. Hier haben Politiker den Sinn der parlamentarischen Demokratie nicht verstanden: Sie sind die Bediensteten der Bürger und nicht deren gesetzlicher Vormund!


Zum „E-Tanken“ sollte man viel Zeit mitbringen.

Es ist schwer bestreitbar, daß die derzeit praktizierte Form der E-Mobilität nicht zukunfts- und nicht ausbaufähig ist. Die Ladezeiten für E-Fahrzeuge sind zu lange. Die Reichweiten mit derzeitiger Batterietechnik zu kurz. Eine Lösung der Ladekapazitäten ist nicht in absehbarer Sicht. Der Mehrverbrauch an Strom bei Ersatz der Verbrennungstechnik durch E-Mobilität kann von den jetzt schon am Limit der Belastbarkeit befindlichen Stromerzeugern nicht bewältigt werden. Gleichzeitig werden Kohle-Kraftwerke vom Netz genommen. – So die Situation in Deutschland, das sich gerne in Vorreiterrolle sieht. – Egal wie nervig das für den Rest der Welt ist.
Die Versorgungslücke ließe sich nicht einmal im Ansatz kurzfristig durch Solar- oder Windkraft ersetzen.
Kurz zusammengefaßt: Man setzt auf Strom, der weder vorhanden ist, noch vorhanden sein wird.


Auch bei Verbrennertechniken der Zukunft wird erneuerbare Energie eine tragende Rolle spielen.

Alternativkonzepte lassen sich nicht von heute auf morgen aus dem Hut zaubern. – Eine Binsenweisheit, die sich die politischen Verantwortungsträger hinter die Ohren schreiben sollten!
Wirtschaft und Wissenschaft arbeiten schon seit geraumer Zeit an Lösungen. Waren es vor 20 Jahren noch die Befürchtungen, daß die Vorräte an fossilen Kraftstoffen sich bald zu Ende neigen würden, die dazu den Anstoß gaben, ist es seit einigen Jahren die Sorge um die mit den Verbrennungsmotoren verbundene Abgasbelastung und deren Schadstoffe. Neueste Ölfunde rund um den Globus lassen die Angst vor dem Austrocknen der Tankstellen schwinden. Wir können auch die nächsten 100 Jahre tüchtig aufs Gas treten. – Ob das vernünftig ist, steht auf einem anderen Blatt.

Im Teststadium befinden sich derzeit umsetzbare Treibstoffproduktionskonzepte, die völlig CO2-neutral umgesetzt werden können. Der sogenannte e-Fuel. Synthetische Treibstoffe aus Wasser, CO2 und Strom. Hier taucht natürlich sofort die berechtigte Frage auf, woher man nun diesen Strom nehmen soll, wenn er für die E-Mobilität schon nicht reicht: Bspw. aus dezentralen mit den Produktionsanlagen verbundenen Biomasse- oder Solaranlagen. Die Freude der großen Energieriesen und Stromerzeuger über solche Entwicklungen hält sich natürlich in Grenzen. Schließlich sahen sich einige Betreiber von Kraftwerken (vor allem Kernkraftwerken) schon als die großen Gewinner der gesamten Klimadebatte und als wirtschaftliche Erben der Mineralölkonzerne. Und vor allem den Kernkraftwerken wurde in vergangener Zeit wieder das Prädikat „Besonders wertvoll, weil CO2-neutral“ umgehängt. Ein zutiefst unösterreichischer Zugang!


Energieeffizienz Elektrizität zu Trägerstoffen und das Potenzial dazu.


Darstellung CO2 in g / KWh

Neben der beschriebenen Technologie PTL (Power to Liquid) gibt es noch andere Konzepte, die sich nicht nur im Versuchsstadium, sondern in täglicher Anwendung befinden. GTL (Gas to Liquid) ist ein Verfahren, bei dem ein ebenfalls vollkommen schwefel- und stickstofffreier Kraftstoff entsteht. Mehrere Anlagen sind weltweit schon in Betrieb. In Rußland wurde dazu das Verfahren zu einer um 40% höheren Effizienz verbessert. – Aber hier stellt sich wieder die Politik quer. – Ist ja Rußland.

DAC (Direct Air Capture) ist die Basis zur Herstellung von Jet-Treibstoff.
Große fortschrittliche Konzepte, deren einziger Pferdefuß die Herkunft des dafür aufgewandten Stroms ist. Hier sind wir wieder bei den alternativen Stromerzeugungskonzepten, die sich wunderbar (und in einem Aufwasch) beim Bau der Produktionsanlagen, bzw. Umbau bestehender Anlagen integrieren lassen. Eine besondere Rolle könnte hier die H2-Technologie spielen.



Wir spielen hier gedanklich mit Konzepten und Technologien, die einerseits bereits weltweit im Einsatz sind, andererseits bei Ausbau weltweit auch Kosten in Milliarden-, wahrscheinlich sogar Billionenhöhe über die nächsten Jahrzehnte verursachen. Sind sie deswegen Utopie, oder gar unmöglich? Nein. Keinesfalls. Ein guter Teil der Kosten wäre ohnehin im Rahmen der Erhaltung und Modernisierung der Anlagen, wie bspw. Raffinerien, angefallen. – Außerhalb des europäischen Raums kommt derzeit niemand auf die Idee, die Verbrennertechnik von heute auf morgen durch E-Mobilität zu ersetzen.

Das ist ein mitteleuropäisches und deutschsprachiges Problem. Der wichtigste Aspekt dieses auf Fakten basierenden Gedankenspiels wäre, daß die gesamte Versorgungslogistik bereits besteht. Es müßen keine Tankstellennetze auf- oder umgebaut werden. Die gleichen Tanklaster können synthetischen Diesel, wie auch Rapsdiesel oder aus Brent-Öl gewonnenes Benzin transportieren. Eine gesamte Branche und die damit verbundenen Arbeitsplätze bleiben unberührt und ungefährdet. Gleiches gilt für die gesamte Automobilbranche, für die Händler- und Werkstattnetze.



Es könnte und würde funktionieren, setzt aber mehr Sachverstand, weniger Ideologie und vor allem mehr Weitblick, was das Schicksal der betroffenen Menschen anbelangt bei den verantwortlichen Politikern voraus.

Bilder:
Raffinerie und Wi
ndrad: Rádics Gergely CC-BY 3.0
Kfz-Produktionsstraße: wikimedia / Siyuwj CC-BY 3.0

Graphiken © Öko-Institut e.V. cc-by-sa 2.0


Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert