Technik & Kunst – Von Gutenberg bis zum Steindruck
Im 21. Jahrhundert stellt das Reproduzieren und Verbreiten von Bildern kein Problem mehr dar. In früheren Zeiten wurde diese Aufgabe von der Druckgrafik übernommen, deren Möglichkeiten nicht zuletzt von zahllosen Künstlern erkannt und genutzt wurden.
Ursprünglich lassen sich dabei zwei unterschiedliche Druckverfahren unterscheiden: der Hoch- und Tiefdruck. Beim Hochdruck wird nach dem Prinzip eines Stempels Farbe auf eine erhabene Fläche aufgetragen und diese mittels Druck auf die Unterlage gepresst. In Europa wurde diese Technik in Form von Holzschnitten bereits im Mittelalter angewendet, berühmt sind etwa die Holzschnitte Albrecht Dürers. In Verbindung mit dem, Ende des 15. Jahrhunderts von Johannes Gutenberg entwickelten Buchdruck war es nun möglich, Text und Bild zu kombinieren und in Form von Flugzetteln oder Büchern in beliebiger Menge zu publizieren. Die Technik Gutenbergs, bei der es sich ebenfalls um ein Hochdruckverfahren handelt, war nicht neu. Das eigentlich Geniale seiner Erfindung bestand darin, bewegliche, beliebig zusammensetzbare Metalllettern zu verwenden, aus denen sich rasch jeder gewünschte Text zusammenfügen ließ.
Zu den Tiefdruckverfahren nun zählen der Kupferstich und die Radierung, auch diese kennt man in Europa seit dem Mittelalter. Das Prinzip dieses Verfahrens besteht darin, in einer Metallplatte ein Bild durch vertiefte Linien entstehen zu lassen. Diese Vertiefungen nehmen die Farbe auf, die dann mit einer Presse auf die Unterlage übertragen wird. Beim Kupferstich wird das Bild mit einem Griffel in eine ein bis drei Millimeter dicke Kupferplatte eingeschnitten, bei der Radierung wird es mit einer Stahlnadel in eine Metallplatte aus Zink oder Eisen geritzt (Kaltnadelradierung) oder mittels Säure hinein geätzt. Zu diesem Zweck wird die Metallplatte mit einer säurebeständigen, relativ weichen Schicht überzogen. In diese Schicht ritzt der Künstler nun seine Zeichnung, an deren Stelle der Metalluntergrund zutage tritt. Durch Einlegen in ein Säurebad wird das solcherart entstandene Motiv in die Metallplatte eingeätzt, das Ergebnis ist wie beim Kupferstich ein durch Vertiefungen entstandenes Bild – aufgrund der unterschiedlichen Technik und Werkzeuge erlaubt allerdings die Radierung eine feinere Linienführung.
Eine relativ neue Technik ist die Lithografie (auch: Steindruck), die Ende des 18. Jahrhunderts von Alois Senefelder entwickelt wurde und somit das älteste Flachdruckverfahren darstellt. Dabei werden die einander abstoßenden Eigenschaften von Fett und Wasser und die Fähigkeit des Kalksteins genutzt, sowohl Fett als auch Wasser aufzunehmen. Das Bild wird mit fetthaltiger Kreide oder Tusche direkt auf die Unterlage – in Deutschland wurde dafür Solnhofer Kalkschiefer verwendet – aufgetragen. Der Stein wird sodann mit einer Scheidewasserlösung geätzt und danach mit einer mineralsauren Gummiarabicum-Lösung behandelt. Hierdurch wird erreicht, dass nur die von der Zeichnung freien Stellen die Fähigkeit zur Wasseraufnahme haben. Wird nun der Stein befeuchtet und danach fetthaltige Farbe aufgetragen, nimmt nur die Zeichnung die Farbe an, die bildfreie Fläche nicht. Von der fertigen Steinplatte lassen sich dann Abzüge in fast beliebiger Anzahl herstellen.
Es ist nun aber keineswegs so, dass in Zeiten moderner Reproduktionsverfahren die alten Drucktechniken ihre Bedeutung für die bildende Kunst verloren hätten. Als Bewahrer dieses traditionsreichen Handwerks verstehen sich Angelika Kreilinger und Eric Neunteufel, die in ihrem Atelier in Primmersdorf an der Thaya tätig sind und ihr Wissen auch gerne in Kursen weitergeben.
Aber auch Innovation und das Experimentieren liegt in der DNA der Graphikwerkstatt. Keineswegs will man als „Museum“, vielmehr als lebendige Stätte der Kreativität gesehen werden. Unter www.graphikwerkstatt.at können Interessierte nähere Informationen einholen. Die Teilnahme an einem solchen Workshop wäre sicher ein einfallsreiches Weihnachtsgeschenk!
Die Verbindung von kreativer Gestaltung und handwerklicher Präzision stellt zweifellos einen besonderen Anreiz dar und sorgt dafür, dass die Druckgrafik gerade im Künstlerischen nach wie vor eine bedeutende Rolle spielt.
Bilder
rechtefreie Werke (älter als 70 Jahre)
Drucke © Eric Neunteufel
Fotos © Graphikwerkstatt