Geist und Ungeist
Die Rundfunkgebühren kommen aus einer Zeit, als man noch ins Kino ging, wenn man Nachrichten oder einen Film sehen wollte. Die wenigen TV-Geräte standen beim Wirt oder in den Wohnzimmern sehr betuchter Menschen. Mit Rundfunk war der Durchschnittsmensch am ehesten noch im Sinne von Radiosendungen konfrontiert. Die staatlichen Rundfunksender und die mit ihrer Existenz verbundenen Zwangsgebühren waren ein Kind ihrer Zeit. Die Sender, speziell in Deutschland, also damals Westdeutschland, und Österreich hatten von den Siegermächten des zweiten Weltkriegs einen klaren und vernünftigen Auftrag: Unterhaltung – denn ohne geht ´s nicht, Information und Bildung. Die Information, also die Nachrichten, sollten ausgewogen sein und vor allem der Wahrheit entsprechen. Der Rundfunk sollte ein Sprachrohr einer (sich damals entwickelnden) freien und demokratischen Gesellschaft sein.
Und es wurde ein Bildungsauftrag gelebt. Man konnte in TV-Serien Sprachen erlernen. Englisch, Französische, Rußisch, Italienisch oder Spanisch, … Am Vormittag war das „Schulfernsehen“ ein fixer Programmbestandteil.
Seit damals hat sich einiges verändert. Nur wenig zum Besseren. Das Gute zuerst: Die Sendequalität hat sich massiv verbessert. Außerdem strahlt man schon etliche Jahre in Farbe aus. Aber das war ´s dann auch schon.
Die anderen Bereiche sind – höflich gesagt – in ihrem Niveau ein wenig abgeglitten. Man wird mit Filmen „überrascht“, die man schon Jahre zuvor auf Streamingdiensten abrufen konnte oder mit TV-Shows eigener Produktion belästigt, die beim Hinschauen bisweilen nur zum Fremdschämen animieren. Und jahrein, jahraus bekommt man die gleichen ausgelutschten US-amerikanischen Fernsehserien in Endlosschleife vorgesetzt. Man erlebt es schon als Lichtblick, daß „Young Sheldon“ nun als ergänzende Untermalung zur „Big Bang Theory“ auftauchte.
Das Thema Bildung findet sich maximal noch in zugekauften BBC-Produktionen oder ist in pseudokniffligen Fragen einer drittklassigen Quizshow versteckt.
Dafür scheint man die Bereiche Information und Bildung auf schamlose Weise zusammengelegt zu haben. Die personell quantitativ hoch, qualitativ eher niedrig besetzten Redaktionen haben – so scheint es zumindest – aus Bildung und Information das neue Ressort „Erziehung“ geschaffen.
Und der zum Zahlen des Beitrags gezwungene Bürger soll das Ziel dieser Erziehung sein. Kaum mehr werden nüchterne Daten und Fakten vermittelt, sondern „Werte“ in die Nachrichten hineingepackt. Da werden schon einmal die Regierungsmitglieder unliebsamer Parteien als „Bande“ bezeichnet und andere politisch mißliebige Personen als Satire getarnt auf Steckbriefen verewigt.
Den die Zeit bestimmenden Themen wird eine vorgefertigte Meinung, Lösungsansicht oder Bewertung hinzugestellt. Und allfälliger Diskurs zu kontroversen Themen wird nach Möglichkeit im Keim erstickt, indem man die von der medial gestützten Meinung abweichenden Personen diffamiert, oder mit dem als Totschlagargument gedachten „Nach Ansicht der Wissenschaft…“ oder „Laut Meinung führender Experten…“ zum Schweigen zu bringen versucht. Daß die Wissenschaft sich seit Jahrtausenden nur durch Kontroversen weiterentwickelt hat, wird ausgeblendet. Daß es „Die Wissenschaft“ als monolithischen Block nicht gibt, ignoriert man. Daß heute bejubelte Erkenntnisse wissenschaftlicher Natur schon morgen als längst widerlegte Peinlichkeit gelten könnten, zieht man erst gar nicht in Betracht.
Diese durch Zwangsbeiträge, Werbeeinnahmen und Steuergeld finanzierten Rundfunkgiganten schreiben regelmäßig so dermaßen rote Zahlen, daß es kaum verwunderlich ist, daß sie sich in gleicher Regelmäßigkeit an die Politik wenden, um mehr Geld zu bekommen. Mehr Geld für nichts! Verständlich, daß der größte Feind dieser Einrichtungen eine jede politische Gruppierung ist, die sich gegen das Rundfunkzwangsregime ausspricht und dem Staatsfunk eine glückliche Zukunft im freien Wettbewerb mit anderen Medienunternehmen wünscht. Denn andere Unternehmen haben Programme die dem Staatsfunk in seiner „Qualität“ um nichts nachstehen. Der gleiche Krampf, aber ohne Zwangszahlungen.
Da nicht zu erwarten ist, daß sich die staatlichen Rundfunkanstalten in kürzester Zeit wieder auf ihre Kernaufgaben besinnen, wird es das Beste sein, sie in die Freiheit des Marktes zu entlassen. Da sie auch sonst Alles besser wissen, werden sie sicher eine erfolgreiche Zeit haben…
Logos GEZ und GIS: wikimedia / screenshots / cropped