Zum 100. Geburtstag von Oskar Werner

Am Leben zerbrochen

Ein Gastbeitrag von Thomas Hüttner

Vor 100 Jahren, am 13. November 1922, wurde wohl einer der größten Schauspieler deutscher Zunge in Wien als Oskar Josef Bschließmayer geboren. Der Sohn einer Fabrikarbeiterin und eines Versicherungsvertreters wuchs nach der frühen Scheidung seiner Eltern in einfachen Verhältnissen im Nachkriegs Wien bei Mutter und Großmutter auf. Als er acht Jahre alt war, versuchte seine Mutter, sich das Leben zu nehmen, das prägte seine Kindheit und sein weiteres Leben.

Schon früh begann er mit der Schauspielerei, seine ersten Rollen hat er am Schultheater, gefolgt von Komparsenrollen beim Film. Erst kleine Auftritte in „Geld fällt von Himmel“ (1938) und „Hotel Sacher“ (1939). Dazu Sprechrollen im Radio, Kabarett und am Theater – zwischen 1938 und 1947 ist er bereits in 70 Radiosendungen und 11 Filme zu hören und sehen. Hier tritt er bereits als Oskar Werner auf, ab 1946 heißt er auch amtlich so. Die Schule verlässt er, nachdem er bei der Matura durchgefallen war.

Mit Karl Hartls „Der Engel mit der Posaune“ startet Werner 1948 seine internationale Karriere. Hollywood wird auf ihn aufmerksam und 1950 unterschreibt Werner eine 7-Jahres-Vertrag bei 20th Century Fox. „Entscheidung vor Morgengrauen“ (Decision before Dawn) wird sein erster und vorläufig letzter Film in Hollywood. Trotz des Erfolges lehnt Werner weitere Rollenangebote ab und löst seinen Vertrag auf.

1953 feierte Werner einen seiner größten Theatertriumphe als Hamlet an der Städtischen Bühne in Frankfurt/Main. 1955 spielte er bei der Wiedereröffnung des Wiener Burgtheaters im sogenannten „Jahrhundert-Don-Carlos“ in Schillers Don Carlos die Titelrolle an der Seite von Werner Krauß, der den König Philipp II. spielte. 1962 folgt der endgültige Durchbruch mit François Truffauts Film Jules und Jim, gefolgt von Das Narrenschiff. Weitere Filme wie Der Spion der aus der Kälte kam, Fahrenheit 451, In den Schuhen des Fischers. Ab 1968 stand Werner nur noch zweimal vor der Kamera: 1974 spielte er als Peter Falks Widersacher den Schurken „Harold Van Wick“ in der Episode „Playback“ der Krimiserie „Columbo“, 1976 trat er in „Reise der Verdammten“ als „Dr. Egon Kreisler“ auf.

Verheiratet war er mit Elisabeth Kallina mit der eine Tochter, Eleonore (1944), hatte. Geschieden von seiner ersten Frau, heirate Werner 1954 Anne Power, eine Adoptivtochter von Tyrone Power. Aus einer späteren Beziehung mit Diana Anderson wurde 1966 der Sohn Felix Florian Werner geboren.

Die letzten Jahre waren von Depressionen und seiner fortschreitenden Alkoholkrankheit überschattet. Mit fast 62 Jahren starb Oskar Werner 1984 in einem Hotel in Marburg an der Lahn an einem Herzinfarkt. Beigesetzt wurde er in Triesen in Liechtenstein, wo er 1952 ein Grundstück erworben und ein Haus gebaut hatte.

Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert