Ukraine oder Europa

Blick durch Europa

Bei den Worten „… putting out fire with gasoline…“ dachte man bislang an das Lied „Cat People“ von David Bowie. Heute wird immer häufiger die Ukrainepolitik der EU damit beschrieben. Und das leider mit Recht.
Große Köpfe der internationalen Sicherheitspolitik empfahlen seit der Eskalation des bereits über acht Jahre andauernden Ukraine-Konflikts, mit vernünftigen diplomatischen Vorschlägen, mit ehrlichen Verhandlungen, Wind und vor allem Emotionen aus der Sache zu nehmen und so einen Waffenstillstand und folglich Frieden zu schaffen. Henry Kissinger, der mit seiner Diplomatie wahrscheinlich Hunderttausende, vielleicht Millionen Menschenleben rettete, ist einer dieser führenden Köpfe der pragmatischen Sicherheitspolitik. Er war und ist es auch, der wiederholt vor dem ständigen Einmischen des Westens, allen voran der USA in diesen Konflikt warnte und nach wie vor weiter warnt.

Henry Kissinger, früherer US-Außenminister.

In dieser verfahrenen Situation fühlt sich der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyj so sicher, daß er per Dekret Verhandlungen mit den militärischen Kontrahenten verbot. Ein Verhandlungsverbot kommt realpolitisch einem Friedensverbot gleich. Die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit geschönten Jubel- und Erfolgsmeldungen der Ukraine im Kampf mit den russischen Truppen sollen die westlichen Staaten zu weiteren Geld- und Waffenlieferungen animieren. Die Truppenrücknahmen und Frontbegradigungen durch die russischen Truppen lassen für das ungeübte Auge auch im ersten Moment den Eindruck ukrainischer Erfolge aufkommen. Und die ukrainischen Kräfte werden selbst bereits übermütig, da sie scheinbar von der eigenen Propaganda beeinflußt und überwältigt, schwere strategische Fehler begehen.
Einer der Fehler ist das absurde und unrealistische Fordern nach Rückgabe der Krim und der Abzug der russischen Truppen aus dem Donbas. Dies wird mit der nicht nachvollziehbaren Androhung, die Gebiete sonst militärisch zurück zu erobern untermauert.
Aus ukrainischer, wie auch EU-Seite kam man offensichtlich zum Trugschluß, daß die russischen Streitkräfte maßlos überschätzt, wehr- und hilflos, und überhaupt nicht gefährlich werden. Und in diesem Geiste wurde auch der mehr als ungeschickte Anschlag gegen die Brücke zwischen Festland und der Halbinsel Krim durchgeführt. Und ob die Sabotage der Northstream-Pipelines auch in die Serie dieser überheblichen Nadelstiche in den Hintern des russischen Bären gehört, wird sich vielleicht noch herausstellen. Derzeit will man auf jeden Fall nicht, daß der russische Haupteigentümer die Standorte der Pipeline-Sabotage untersucht. Vielmehr will man die Untersuchungen von der NATO durchführen lassen. Nachdem einige NATO-Länder unter dem (nicht laut ausgesprochenen) Verdacht stehen, genau diese Sabotage durchgeführt zu haben, ist dieser Ansatz der Aufklärung etwas lächerlich.

Taucher der ukrainischen Marine.

Der russische Bär ist auf jeden Fall durch den Anschlag auf die Krimbrücke etwas grantig geworden und deckt seither die Infrastruktur ukrainischer Großstädte mit Raketenangriffen ein. Nachdem sich die russischen Streitkräfte monatelang das westliche Gelächter über deren angebliche Unfähigkeit und militärische Wertlosigkeit angehört haben, lassen sie spürbar die Muskeln spielen.
Der Westen, oder vielmehr die großen Medienhäuser und die meisten führenden Politiker, reagieren wieder einmal mit Entsetzen und mit komplett überzogenen Behauptungen und hysterischen Statements. Wieder wird „den Russen“ eine besondere Grausamkeit, Bestialität und der Wunsch die Ukraine samt Ukrainern auszulöschen, angedichtet.

Kertschbrücke zwischen russischem Festland und der Krim.

Geschätzte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, das IKRK – Internationales Komitee vom Roten Kreuz meldete zum Ukraine-Krieg, daß es hier das erste Mal seit dem ersten Weltkrieg zu einer (den Umständen entsprechend) erfreulichen Trendumkehr gekommen ist, bei der es zu weniger zivilen als militärischen Opfern bei den Kampfhandlungen gekommen ist. Laut IKRK sieht man bei beiden Seiten das Bemühen, keine zivilen Ziele in Mitleidenschaft zu ziehen. Diese Beobachtungen, wie auch die veröffentlichten Zahlen des OSZE stehen in krassem Gegensatz zu den von der ukrainischen Regierung veröffentlichten Zahlen, die beinahe zehnmal so viele Opfer angibt, als die OSZE beobachtete. Abgebrühte, aber realistische Beobachter sprechen von einer russischen Armee, die bis jetzt noch mit angezogener Handbremse fuhr, um – soweit man in einem Krieg überhaupt davon sprechen kann – keine unnötigen Opfer zu verursachen. Das Thema der Kriegsverbrechen, die von beiden Seiten begangen wurden, klammert man bei diesem Thema allerdings aus.

Ukrainische Einheiten beim Manöver.

Um des Friedens Willen sollten die führenden Politiker Europas endlich die Propaganda vergessen, und mit pragmatischem Geist die ramponierten Wege der Diplomatie wieder herrichten und begehen. Dem wild gewordenen Präsidenten der Ukraine muß auch klar gemacht werden, daß seine Träume vom „Endsieg“ seine Landleute um Kopf und Kragen, um ihre Existenz und ums Leben bringt.



Fotos:
Ukrainische Panzerfahrzeuge: Ministry of Defense of Ukraine / cc by-sa 2.0

Satellitenbild Kertschbrücke: USGS / European Space Agency / cc by-sa 3.0 IGO



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One thought on “Ukraine oder Europa

  1. Schönen Tag für Ukraine.Vor 80 Jahren wurde Ukrainische Aufständische Armee / UPA /offiziell gegründet.
    Weniger schön war es für Polen und Juden .

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