Jan Kiepura

Das verbotene Klavier

Jan Wiktor Kiepura, auch Jean Kiepura, (* 3.5. (jul.) / 16.5.1902 (greg.) in Sosnowiec, Russisches Kaiserreich; † 15.8.1966 in Harrison, New York) war ein polnisch-amerikanischer Opernsänger (Tenor) und Schauspieler. 1924 debütierte Kiepura als Faust in Lemberg und war schon zwei Jahre später an der Wiener Staatsoper. Von 1928 bis 1932 war er gefeierter Star an der Metropolitan Opera in New York. Er zählte mit Richard Tauber und Joseph Schmidt nicht nur zu den populärsten „Drei Tenören“ der 1930er-Jahre, sondern auch zu den erfolgreichsten Sängerschauspielern des europäischen Films jener Zeit.

An der Wiener Staatsoper sank Jan Kiepura einmal den Herzog in Giuseppe Verdis „Rigoletto“. Das begeisterte Publikum überschüttete ihn nur so mit Applaus. Und als der Vorhang gefallen war ließ er ein Klavier auf die Bühne schieben und gab als Dankeschön für den Beifall eine kleine Zugabe. Er sang den Schlager von Robert Stolz „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frauen“. Und wieder war das Publikum begeistert.
Weniger begeistert war der damalige Direktionsrat Reif-Gintl. Der rief bei Kiepuras Sekretär Marcel Prawy an und beschwerte sich lautstark:
„Was Ihr Chef da gemacht hat, ist indiskutabel! Man kann nicht auf der Bühne der Wiener Staatsoper Schlagerzugaben mit Klavierbegleitung singen! Absolut unmöglich! Ich verbiete das!“
Die nächste Vorstellung war wieder ein so großer Erfolg. Wieder gab es unendlichen Beifall, wieder schloß sich der Vorhang, doch diesmal steckte Kiepura seinen Kopf durch den Vorhang und verkündete mit grandios gespieltem polnischem Akzent:
„Herr Geif-Rintl hat gesagt, darf ich hier nicht singen Schlager mit Klavierbegleitung! Bitte, werd ich singen OHNE Klavierbegleitung!“
So wurde eben kein Klavier auf die Bühne geschoben, aber Jan Kiepura sang:
„Ob blond, ob braun…!“

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