
Der doppelte Ghostwriter
Friedrich Hacker (* 19.1.1914 in Wien; † 23. Juni 1989 in Mainz) war ein österreichisch-amerikanischer Psychiater, Psychoanalytiker und Aggressionsforscher. 1938 emigrierte Hacker in die Schweiz, 1940 in die USA, wo er unter dem Namen Frederick J. Hacker bekannt wurde. Der Terror- und Aggressionsforscher war Klinikchef in Los Angeles und gründete 1968 die Wiener „Sigmund-Freud-Gesellschaft“ und wurde deren erster Präsident.

Ende der 1960er wurde das Sigmund-Freud-Museum in den früheren Ordinationsräumen des „Vaters der Psychoanalyse“ eröffnet. Dies war ein Projekt, das Hacker zuvor lange und konsequent betrieb und zurecht als sein persönlicher Erfolg angesehen werden kann. Kurz vor der Eröffnung schlug er dem damaligen Bundeskanzler Klaus vor, doch die Tochter Sigmund Freuds, Anna, die in London lebte, zur Eröffnung einzuladen. Der Bundeskanzler empfand das als eine sehr gute Idee, ersuchte dann jedoch Hacker, das Einladungsschreiben an Anna Freud für ihn zu verfassen. Klaus war sich unsicher, wie er mit der ebenfalls berühmten Tochter des großen Freud kommunizieren sollte. Hacker kannte Anna Freud sehr gut, nahm Bundeskanzler Klaus diese Aufgabe ab, sodaß dieser den fertigen Brief nur noch unterzeichnen mußte.
Wenige Tage später rief Anna Freud bei Hacker an:
„Stellen Sie sich vor, Doktor Hacker, ich habe einen Brief vom österreichischen Bundeskanzler erhalten, in dem er mich zur Eröffnung des Freud-Museums einlädt! Ich komme natürlich gerne, habe aber eine Bitte an Sie: Könnten Sie so nett sein und für mich das Antwortschreiben aufsetzen? Ich habe noch nie einem Bundeskanzler geschrieben. Ich weiß nicht einmal, wie man ihn ansprechen soll!“
Hacker kam dem Ersuchen von Anna Freud gerne nach und formulierte auch dieses Schreiben.
Bundeskanzler Klaus und Anna Freud hielten auch später Kontakt und kommunizierten sehr fleißig per Post. Geschrieben wurden diese Briefe nach wie vor von Friedrich Hacker.