Dr. Josef Ratzenböck (1929 – 2025): Ein Landesvater in wahrer Bedeutung

Oberösterreich nimmt Abschied von Dr. Josef Ratzenböck, der am 23. Dezember 2025 im Alter von 96 Jahren verstorben ist. Der promovierte Jurist und langjährige Landeshauptmann prägte die Entwicklung seines Bundeslandes über Jahrzehnte und galt weit über Parteigrenzen hinweg als eine der prägendsten politischen Persönlichkeiten der Nachkriegszeit.

Geboren am 15. April 1929 in Neukirchen am Walde als Sohn eines Gast- und Landwirts, legte Ratzenböck nach der Matura in Linz und einem Jurastudium in Wien den Grundstein für ein Leben im Dienst der Gesellschaft. Nach ersten politischen Aufgaben in der ÖVP stieg er schnell zu einflussreichen Funktionen in der Landesregierung auf. Bereits 1973 wurde er Mitglied der Oberösterreichischen Landesregierung, wo er sich vor allem mit Finanz-, Kultur- und Sozialfragen beschäftigte.

Im Oktober 1977 übernahm Josef Ratzenböck das Amt des Landeshauptmanns von Oberösterreich – ein Amt, das er über achtzehn Jahre lang bis März 1995 innehatte und in dem er sich als ein volksnaher, auf Ausgleich bedachter Gestalter erwies. Unter seiner Führung entwickelte sich Oberösterreich zu einem selbstbewussten, wirtschaftlich starken und kulturell lebendigen Bundesland. Besonders hervorzuheben ist sein Einsatz für das Musikschulwesen, den sozialen Wohnbau sowie sein starkes Engagement für Bildung, Kultur und die Belange der älteren Generation.

Ratzenböck verstand Politik immer als handfeste, bürgernahe Arbeit. Er führte regelmäßige Sprechstunden ein und suchte stets den direkten Austausch mit den Menschen. In Zeiten großer historischer Veränderungen – vom Fall des Eisernen Vorhangs bis zum Beitritt Österreichs zur Europäischen Union – blieb er ein verlässlicher Vertreter seiner Werte, der den Zusammenhalt in schwierigen Zeiten in den Mittelpunkt stellte.

Auch nach seinem Rücktritt als Landeshauptmann blieb Ratzenböck politisch aktiv, insbesondere als Landesobmann des Oberösterreichischen Seniorenbundes, und begleitete das gesellschaftliche Geschehen mit Interesse und Weitsicht. Sein Lebenswerk zeichnet sich durch Konsequenz, Loyalität und den festen Glauben an die Kraft des Miteinanders aus.

Mit ihm verliert Oberösterreich einen Politiker, der nicht nur Institutionen weiterentwickelte, sondern immer auch Menschen im Blick hatte. Sein Name wird in der politischen Geschichte des Landes als Symbol für Verantwortung, Dialogbereitschaft und stetiges Engagement weiterleben.

Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Anneliese, seinen Kindern und allen Angehörigen. Möge sein Vermächtnis dem Land und seinen Menschen weiterhin Orientierung und Inspiration bieten.

Ruhe in Frieden, Josef Ratzenböck.



Foto: wikimedia / Herbert Ortner / cc by-sa 3.0 /cropped

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