Ein Prüfbericht des Europarates zerpflückt Sloweniens Sprachpolitik

Slowenien erfüllt seine Pflichten gegenüber der deutschsprachigen Minderheit in keiner Weise.

Wie alle sprachbewussten Menschen und vor allem die politischen Verantwortungsträger wissen, überlebt eine Minderheitensprache nur dann, wenn sie auch im „externen“ Alltag und nicht nur zu Hause verwendet werden darf. Aus diesem Grund verpflichtet die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen ihre Vertragsstaaten, den Gebrauch ihrer Minderheitensprachen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens aktiv zu fördern: in den Schulen, Gerichten, der Verwaltung, den Medien, der Kultur, im wirtschaftlichen und sozialen Leben und bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.

Der Sachverständigenausschuss der Charta der Regional- oder Minderheitensprachen veröffentlichte nun im Juni 2025 einen Prüfbericht zur Situation der Alt-Österreicher und ihrer deutschen Muttersprache in Sloweniens der es in sich hat.

Der Sachverständigenausschuss des Prüfberichts anerkennt ausdrücklich, „dass in Slowenien traditionell Deutsch gesprochen wird“ und „die meisten Sprecher heute in den Gebieten Maribor, Apače, Celje, Kočevje sowie Ljubljana leben. Jedoch „bedauert“ der Sachverständigenausschuss, beinah schon resignieren, „dass mehr als zwanzig Jahre nach Inkrafttreten der Charta für Slowenien“ hinsichtlich der deutschen Minderheit und ihrer Sprache „keine Fortschritte“ erzielt wurden.

Zitat:

Deutschsprachige Altösterreicher in Slowenien: Von Staats wegen unerwünscht, finanziell ausgehungert, behördlich ignoriert und politisch totgeschwiegen.

Die Verbände der Deutschsprachigen bemühen sich zwar, so der Prüfbericht, „die deutsche Sprache und Kultur in Slowenien lebendig zu halten“, indem kulturelle Aktivitäten, Sprachkurse und Sommercamps etwa in Maribor und der Region Kočevje angeboten werden. Um den Betrieb der Minderheiteneinrichtungen aber langfristig zu gewährleisten, seien jedoch „die Gewährung zweckgebundener dauerhafter Mittel erforderlich“, so der Sachverständigenausschuss.

Der Bericht nennt aufschlussreich die staatlichen Förderungen die flossen. „Die slowenischen Behörden kofinanzieren zwar Vereinsprojekte, allerdings nur in unzureichender Höhe“, so der Prüfbericht. Beispielsweise waren für das Jahr 2024 rund 60.000 Euro vorgesehen. Obwohl Projekte im Gesamtwert von 144.000 Euro eingereicht wurden, wurden nur 38.000 Euro für Projekte vergeben, die sich zehn Verbänden der Deutschsprachigen teilen mussten.

Zitat:

Slowenien betreibt eine ignorante Minderheitenpolitik gegenüber der deutschsprachigen Minderheit. Im öffentlichen Leben, auch in den Medien ist die deutsche Sprache nicht präsent.

Darüber hinaus resümieren die Sachverständigen, ist in Slowenien „im öffentlichen Leben, auch in den Medien, die Sprache Deutsch kaum vorhanden“. In den Gebieten, in denen traditionell Deutsch gesprochen wird, bedürfe es daher Sendungen in deutscher Sprache im lokalen Radio und Fernsehen. Das würde dazu beitragen, „das Bewusstsein für die traditionelle Präsenz der deutschen Sprache in Slowenien zu stärken“. Aber offenbart ist genau das von offizieller Seite nicht erwünscht.

Die nachhaltige Ignoranz Sloweniens, was die Charta-Verpflichtungen gegenüber der altösterreichischen Minderheit und ihrer deutschen Muttersprache betrifft, zeigt sich darin, dass im Prüfbericht ernüchternd nachzulesen ist: „Im slowenischen Bildungssystem gibt es kein geeignetes Modell für den Deutschunterricht als Minderheitensprache. Deutsch wird als Fremdsprache oder im Ergänzungsunterricht „Muttersprache und Kultur für Kinder anderer Nationalitäten“ unterrichtet. Diese Modelle erfüllen nicht die Anforderungen der Charta für den Unterricht von Regional- oder Minderheitensprachen.“

Auch die Verbände der Deutschsprachigen werden von offizieller Slowenischer Seite weitgehend ignoriert, was der Prüfbericht derart schildert: „Verbände deutschsprachiger Menschen betreiben eine aktive grenzüberschreitende Zusammenarbeit, es ist jedoch unklar, wie die Behörden dies unterstützen. Die Arbeitsgruppe für den Dialog mit den Deutschsprachigen, die zweimal jährlich tagt, bespricht mit den Deutschsprachigen nicht den Antrag auf Anerkennung der Sprache als traditionelle Minderheitensprache und die Umsetzung der Charta, da die Behörden der Ansicht sind, dass diese Themen nicht in den Zuständigkeitsbereich der Arbeitsgruppe fallen. Auch hinsichtlich des Wunsches nach zweisprachigem Kindergartenunterricht, der in einem der ersten Treffen im Jahr 2021 geäußert wurde, wurden keine Fortschritte erzielt, da die Behörden der Ansicht sind, dass ein solcher Vorschlag einer Rechtsgrundlage entbehrt.“

Die deutschsprachigen Verbändevertreter haben sich, so der Prüfbericht, beim „Bürgerbeauftragten“ Sloweniens über ihre Situation beschwert, unter anderem auch über die mangelnde Anwendung der Charta. Der Prüfbericht des Europarates aus Strassbourg lässt den niederschmetternden Befund zu, dass die deutschsprachigen Altösterreicher in Slowenien, von Staats wegen unerwünscht, finanziell ausgehungert, behördlich ignoriert und gesellschaftspolitisch totgeschwiegen werden.

Der Autor Ernst Brandl ist Obmann der Interessengemeinschaft Muttersprache, Graz

Link: (Sprache d. Dokuments: Englisch)

https://rm.coe.int/slovenia-ecrml6-en/1680b653da

Sixht Evaluation Report on Slovenia; Commitee of Experts oft he European Charter for Regional or Minarity Languages. published on 11 June 2025 Secretariat of the European Charter for Regional or Minority Languages Council of Europe F-67075 Strasbourg Cedex France.

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