Mercedes-Benz Classic Motorsport-Newsletter 2/2025

Mercedes-Benz, der älteste Automobilhersteller der Welt, engagiert sich seit mehr als 130 Jahren im Motorsport. Die Einsätze reichen von der Formel 1 bis zu Rallyes. Entsprechend vielfältig ist dieses Kapitel der Unternehmensgeschichte. Hier kurz notiert: wichtige Jubiläen und Meilensteine. Viele weitere Daten, Geschichten und Fotos bietet das Mercedes-Benz Konzernarchiv im erweiterten und neu strukturierten Bereich Motorsport des Multimedia-Archiv- und Recherche-Systems Classic M@RS.

10. bis 17. August 1905 – vor 120 Jahren

Edgar Ladenburg gewinnt mit dem Mercedes 40 PS die erste „Herkomer-Konkurrenz“

  • Dreifachsieg für die DMG mit Mercedes-Modellen
  • Zuverlässig auch unter starker Beanspruchung
  • Ein Künstler fördert die Entwicklung des Automobils

Um die Wende ins 20. Jahrhundert blüht der Motorsport auf: Der Wettbewerb rückt immer stärker neben die Alltagsmobilität mit dem 1886 erfundenen Automobil. Eine wichtige frühe Veranstaltung ist die 1905 zum ersten Mal ausgetragene „Herkomer-Konkurrenz“. Sie findet vom 10. bis 17. August 1905 statt und endet mit einem Dreifachsieg für Mercedes: Edgar Ladenburg gewinnt vor Hermann Weigand, beide mit einem Mercedes 40 PS. Auf Platz drei kommt Willy Pöge mit einem Mercedes 60 PS. Initiator ist der in England lebende Hubert von Herkomer, ein vom Automobil begeisterter Maler und Universalkünstler. Organisiert wird die Veranstaltung vom Bayerischen Automobil-Club mit dem Ziel, „dass sich ein praktischer und zuverlässiger Reisewagen entwickle, der für weite Kreise erschwinglich sei“. Vier Sitze, Kotflügel, Beleuchtung, Regenschutz und Gepäckraum schreibt das Reglement vor. 1905 legen die Automobile auf der Route München–Baden-Baden–Nürnberg–München rund 1.000 Kilometer zurück. Es geht gleichermaßen um die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge wie um ihre Geschwindigkeit.

11. September 1955 – vor 70 Jahren

Beim bis dahin schnellsten Formel 1-Rennen in Monza wird Fangio Weltmeister

  • Der Mercedes-Benz W 196 R „Stromlinie“ schafft über 500 Kilometer einen Schnitt von 206,791 km/h
  • Zwei grandiose Jahre der Silberpfeile enden mit einem Doppelsieg
  • Oval mit Steilkurven verlängert die Grand-Prix-Strecke auf insgesamt zehn Kilometer

Im letzten Rennen der Formel 1-Weltmeisterschaft 1955 erzielt Juan Manuel Fangio im Mercedes-Benz W 196 R mit Stromlinienkarosserie eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 206,791 km/h. Das ist Rekord: Schneller als in diesem Großen Preis von Italien am 11. September 1955 in Monza ist in der seit 1950 ausgetragenen Formel 1-Weltmeisterschaft bis dahin noch nie gefahren worden. Fangio gewinnt den Grand Prix vor seinem Teamkollegen Piero Taruffi auf der für 1955 umgestalteten Strecke. Heute ist Fangios Siegerfahrzeug im Mercedes-Benz Museum zu erleben, in der Rennkurve von Raum Mythos 7: Silberpfeile – Rennen und Rekorde. Im Großen Preis von Italien 1955 fällt Stirling Moss mit einem Defekt aus. Sein W 196 R mit Stromlinienkarosserie ist dennoch der wertvollste je versteigerte Grand-Prix-Rennwagen. Das Fahrzeug aus dem Besitz des Indianapolis Motor Speedway Museums wird im Februar 2025 für 51,155 Millionen Euro versteigert.

8. Oktober 1995 – vor 30 Jahren

Die FIA-Truck-Europameisterschaft füllt die Zuschauerränge

  • Namhafte Rennfahrer im Feld der rasanten Trucks
  • Renntechnik unter der Silhouette von Straßen-Zugmaschinen
  • Zwei originale Race-Trucks sind im Mercedes-Benz Museum zu sehen

Motorsport mit schnellen Lastwagen ist vor allem in den 1990er-Jahren bei den Rennsportfans sehr beliebt. So locken Rennen wie der Truck-Grand-Prix auf dem Nürburgring 70.000 und mehr Besucher an. Insgesamt 13 Europameistertitel der European Truck Racing Championship (ETRC) in verschiedenen Klassen gehen von 1989 bis 1999 an Fahrer mit Trucks von Mercedes-Benz. Vor 30 Jahren endet die Meisterschaft der Super-Race-Trucks am 8. Oktober 1995 in Jarama mit einem Dreifacherfolg der Mercedes-Benz Fahrer Slim Borgudd, Steve Parrish und Markus Oestreich. Die Fahrernamen haben einen guten Klang: Borgudd startet auch bei Formel 1-Rennen und ist Studiodrummer der Band ABBA, Parrish gehört zum Feld der Motorrad-Weltmeisterschaft, Oestreich fährt in der DTM. Bis auf die Karosserieform hat ihr Mercedes-Benz 1843 S nichts mit einer serienmäßigen Sattelzugmaschine gemeinsam. Die Klasse der Super-Race-Trucks legt eine Hubraumbegrenzung bis 11.999 Kubikzentimeter fest, das Mindestgewicht beträgt fünf Tonnen. Der Dieselmotor leistet über 846 kW (1.150 PS), das Drehmoment liegt bei mehr als 5.500 Nm, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 160 km/h begrenzt. Das tiefergelegte Fahrwerk ist extrem steif, die riesigen Scheibenbremsen verfügen über Wasserkühlung, und das Ambiente des Innenraums beherrschen Überrollkäfig, Schalensitz, Feuerlöscher und ein Sportlenkrad. Das Mercedes-Benz Museum präsentiert zwei originale Race-Trucks: einen Mercedes-Benz 1450 S von 1990 und einen Mercedes-Benz Atego von 2001.

24. Oktober 1955 – vor 70 Jahren

Ende einer Epoche – Alfred Neubauer deckt weiße Tücher über die Silberpfeile

  • Formel 1-Weltmeisterschaft 1954 und 1955 sowie Sportwagen-Weltmeisterschaft 1955
  • Bereits im April 1955 fällt die Entscheidung für den Ausstieg aus der Formel 1
  • Ingenieure und Techniker der Rennabteilung werden für die Serienentwicklung benötigt

1954 und 1955 sind zwei Jahre voller Erfolge für die Mercedes-Benz Rennabteilung: Die Formel 1-Rennwagen W 196 R und die 300 SLR Rennsportwagen (W 196 S) dominieren die jeweiligen Weltmeisterschaften. Doch am 24. Oktober 1955 ist vor 70 Jahren Schluss: Mercedes-Benz zieht sich auf der Höhe des Erfolgs aus dem Rennsport zurück und wird sich ganz auf die Entwicklung von Serienfahrzeugen konzentrieren. Dazu braucht das Unternehmen die Entwicklungskapazitäten und die hoch qualifizierten Mitarbeiter der Rennabteilung. In einer emotionalen Zeremonie deckt Rennleiter Alfred Neubauer zum Abschied mit großer Geste weiße Tücher über die Silberpfeile. Die Entscheidung für den Ausstieg aus der Formel 1 ist schon am 14. April 1955 gefallen. Nach dem Gewinn der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1955 mit dem überragenden Sieg von Stirling Moss/Denis Jenkinson bei der Targa Florio zieht sich Mercedes-Benz auch aus dieser Meisterschaft zurück. So endet die zweite Ära der Silberpfeile. Mehr als 40 Jahre später beginnt ein neues Kapitel: Im Jahr 1989 entscheidet Mercedes-Benz Vorstandschef Werner Niefer kurz vor dem Saisonstart der Gruppe C, die dunkelblauen Sauber-Mercedes C9 in Silber starten zu lassen. Sie gewinnen die Sportwagen-Weltmeisterschaft und feiern einen Doppelsieg bei den 24 Stunden von Le Mans – die Silberpfeile sind zurück auf der Rundstrecke.

23. Oktober 2005 – vor 20 Jahren

DTM-Titel für Mercedes nach spannender Saison

  • Drei Hersteller und bekannte Fahrer füllen das Starterfeld
  • Tausende Fans auf den Tribünen und Millionen im Wohnzimmer verfolgen die Rennen
  • Formel 1-Rennfahrer und Tourenwagenspezialisten bei AMG-Mercedes am Steuer

Die Saison 2005 ist ein Höhepunkt in der faszinierenden Geschichte der DTM: Mercedes-Benz, Audi und Opel kämpfen vor 20 Jahren um Siege in den Deutschen Tourenwagen-Masters. Innerhalb der AMG-Mercedes Mannschaft messen sich die Formel 1-Fahrer Mika Häkkinen und Jean Alesi mit den Tourenwagenspezialisten Bernd Schneider und Gary Paffett. Der Brite Paffett setzt sich mit fünf ersten Plätzen in zehn Rennen durch und wird DTM-Meister. Auch Marken- und Teamwertung gehen an AMG-Mercedes. Das Erfolgsgeheimnis der DTM liegt zum einen in einem eng gefassten Reglement, das den Renntourenwagen in den Jahren 2000 bis 2018 mit zuverlässigen Vier-Liter-Achtzylindermotoren mit knapp 368 kW (500 PS) Leistung ein dichtes Feld beschert. Zum anderen identifiziert sich das Publikum mit den Fahrzeugen. So ist die Karosserie des Renntourenwagens von der Mercedes-Benz C-Klasse der Baureihe 203 abgeleitet. Die live von der ARD übertragenen Rennen werden 2005 von bis zu zwei Millionen Zuschauern verfolgt. 20 Jahre später gehört in der Saison 2025 der Mercedes-AMG GT3 zum Starterfeld der DTM.

29. November 2015 – vor 10 Jahren

Das Mercedes GP PETRONAS F1 Team beendet die Saison mit 16 Siegen in 19 Grands Prix

  • Dritter Weltmeistertitel für Lewis Hamilton
  • In den ersten Jahren der Hybrid-Ära setzt die Power-Unit von Mercedes-Benz Maßstäbe
  • Die Entwicklung von Energierückgewinnungssystemen beginnt bereits 2007

So eine Siegesserie hat die Formel 1 noch nie gesehen: Zwischen 2014 und 2021 gewinnt das Mercedes-AMG PETRONAS F1 Team sieben Fahrerweltmeisterschaften und acht WM-Titel der Konstrukteure. 2015, im zweiten Jahr dieser glänzenden Erfolgsserie, feiert das Team 16 Siege in 19 Rennen zwischen dem 15. März 2015 (Australien) und 29. November 2015 (Abu Dhabi). Zehnmal gewinnt der alte und neue Champion Lewis Hamilton, sechsmal Nico Rosberg. Technischer Hintergrund der Überlegenheit ist die Einführung der Hybridantriebe 2014: Ein 1,6-Liter-V6-Turbomotor wird von zwei Energierückgewinnungssystemen ergänzt. Zusammen mit der Nutzung von Abgaswärme und Bremsenergie liegt die Systemleistung bei rund 735 kW (1.000 PS). Vorläufer ist das KERS-System (Kinetic Energy Recovery System), mit dessen Entwicklung Mercedes AMG High Performance Powertrains in Brixworth/Großbritannien bereits 2007 beginnt. 2025 setzt in der Formel 1 nicht nur das Mercedes-AMG PETRONAS F1 Team mit den Fahrern George Russell und Kimi Antonelli die aktuellen Power-Units von Mercedes-Benz ein, sondern auch McLaren (Lando Norris/Oscar Piastri), Williams (Alex Albon/Carlos Sainz) und Aston Martin (Fernando Alonso/Lance Stroll).

12. Oktober 2025

75. Geburtstag des „Schwabenpfeils“ Roland Asch

  • Zweimal DTM-Vizemeister mit dem 190 E Renntourenwagen
  • Einer der beliebtesten Fahrer im deutschen Motorsport
  • Als Markenbotschafter vertritt Asch die Marke mit dem Stern bei Klassikevents

Wann Roland Asch seine Karriere beendet? Das dauert noch. Denn beispielsweise bei der populären „Hockenheim Historic“ im Mai 2025 mischt er mit einem Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 vorn im Feld der Renntourenwagen mit. Vor und nach dem Rennen gibt er Autogramme, spricht mit Fans – und schraubt als gelernter Kraftfahrzeugmeister an der Bremsanlage des Renntourenwagens. Alles ist wie immer. Dem „Baby-Benz“ ist Asch eng verbunden. Als Privatfahrer wird der Autohändler aus Ammerbuch-Altingen 1988 Vizemeister in der aufstrebenden Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM). Wenig später bekennt sich Mercedes-Benz offiziell wieder zum Motorsport. Asch gehört zum Fahreraufgebot für die DTM und wird zudem als Testfahrer verpflichtet. 1993 fährt er für AMG und wird erneut Vizemeister in der DTM hinter Nicola Larini (Alfa Romeo) und vor seinen Markenkollegen Bernd Schneider und Klaus Ludwig. Später vertritt Asch Mercedes-Benz als Markenbotschafter bei zahlreichen Events. Eine Konstante in der mehr als vier Jahrzehnte währenden Rennfahrerkarriere des Roland Asch: Der „Schwabenpfeil“ ist einer der beliebtesten Rennfahrer im deutschen Motorsport.



Fotos © Mercedes-Benz Österreich GmbH

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