Julius Korngold

Zu schnell gedruckt…

Julius Leopold Korngold (wie sein Sohn Erich Wolfgang Korngold auch unter dem Pseudonym Paul Schott bekannt; *24.12.1860 in Brünn, Kaisertum Österreich; † 25.9.1945 in Los Angeles, USA) war ein österreichischer Musikkritiker, Pianist und Anwalt. Er galt als der Nachfolger des legendären Eduard Hanslik und übte mit seinen Rezensionen in der Zeitung Neue Freie Presse, sowie seinen musiktheoretischen Schriften starken Einfluß auf die musikalische Welt von Wien aus.

Ein Ministerialdirektor Jäger hatte eine Tochter. Und diese Tochter debütierte als Sängerin. Julius Korngold schrieb dazu seine Rezension für die Neue Freie Presse. Und er schrieb die junge Dame in Grund und Boden. Sie muß wahrlich schlecht gewesen sein.
Das von Korngold verfaßte Manuskript landete – so wie es üblich ist – auf dem Schreibtisch des Chefredakteurs Moritz Benedikt, der allerdings mit dem Ministerialrat Jäger gut befreundet war. Ein so ein Chefredakteur hat nun die Aufgabe, den vorgelegten Artikel zu lesen und dann zu entscheiden, ob er ohne Änderung in Druck gehen soll, oder ob es noch die eine oder andere Adaption oder Korrektur geben sollte. Und je nach dem kommen die Manuskripte in einen von zwei dafür vorgesehen Körbe. Beim Totalverriß des jungen Fräulein Jägers schrieb Benedikt noch eine Notiz dazu, um den Artikel wieder an Korngold zurück gehen zu lassen. Er war ihm zu scharf. Doch leider im Durcheinander der Arbeit verwechselte der Chefredakteur die Körbe und der zu entschärfende Artikel landete im Korb, der für den Druck bestimmten Manuskripte. Und so war am nächsten Tag in der Zeitung eine knallharte, rasierklingenscharfe Kritik an der jungen Sängerin zu lesen, die mit folgenden Worten endete:
„… Wir würden Fräulein Jäger empfehlen, sich lieber dem Stopfen von Strümpfen als dem Singen von Liedern zuzuwenden. J.K. Wäre mir peinlich, da mit Jäger intim. M.B.“

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