
Zu viel Walzer
Johann Joseph Wenzel Anton Franz Karl Graf Radetzky von Radetz (tschechisch Jan Josef Václav hrabě Radecký z Radče; * 2.11.1766 in Schloss Trebnitz bei Seltschan, Königreich Böhmen; † 5.1.1858 in Mailand) war ein Feldmarschall, böhmischer Adeliger und ein bedeutender Heerführer Österreichs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der fähige Oberfehlshaber wurde durch unzählige Siege während der Feldzüge in Italien populär. Johann Strauß Vater komponierte ihm zu Ehren den „Radetzkymarsch“.

Einmal, es muß im Frühjahr 1848 gewesen sein, traf sich Radetzky mit dem Hofrat von Auersperg. Auersperg begrüßte ihn:
„Wo waren Exzellenz so lange?“
Und Radetzky antwortete:
„Bei einer Soiree.“
A: „Wie schön!“
R: „Ganz und gar nicht schön! Wo immer Sie heutzutage hinkommen, werden diese verdammten Walzer gespielt, immer nur Walzer! Und alle sind sie von diesem … Wie heißt er denn nur?“
A: „Strauß.“
R: „Ja, der Strauß! Diese Walzer machen uns das ganze Soldatenleben kaputt! Eins-zwei-drei, eins-zwei-drei… Angefangen hat das schon mit dem Wiener Kongress, auf dem nur getanzt statt verhandelt wurde! Und was haben sie getanzt? Walzer! Und während sie getanzt haben, ist der Napoleon aus Elba zurückgekehrt! – Und Tausende unserer braven Soldaten mußten ins Gras beißen!“
A: „Ja, aber was kann denn da der Walzer dafür?“
R: „Dieselbe Gemütlichkeit, die damals beim Kongress durch solche Musiker wie den Strauß herrschte, hat die Wiener in eine Dulijöhstimmung gebracht, die nichts mit der harten Realität zu tun hat. Wir brauchen Soldaten, aber keine Walzertänzer! Wenn diese Wiener Komponisten wenigstens einen einzigen anständigen Marsch zusammenbringen würden… Aber das kann er nicht, dieser Strauß! Mir kann er gestohlen bleiben mit seinem Dreivierteltakt!“
Am Nebentisch hatte ein Herr unauffällig aber trotzdem sehr aufmerksam den Worten seiner Nachbarn gelauscht. Nun war er erbost. Verärgert zahlte er und ging. Er sagte sich:
„Ich soll keinen Marsch schreiben können?“
Noch auf dem Heimweg fiel dem erbosten Herrn – es handelte sich um Johann Strauß – eine passende Melodie ein, die er zuhause umgehend zu Papier brachte und dann seinem Tischnachbarn zu Ehren „Radetzkymarsch“ nannte.