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Die Diskussion über die Zuckersteuer in Österreich heizt sich auf. LAbg. Dagmar Häusler, BSc, MFG-Österreich Bundesparteiobmann-Stv., sieht darin jedoch nur einen kleinen Schritt in die richtige Richtung. Für sie ist klar: Die Zuckersteuer kratzt nur an der Oberfläche eines viel tiefer liegenden Problems.
Jahrzehnte des Wegschauens
Jahrzehntelang hat die Lebensmittelindustrie von überzuckerten Produkten profitiert, während die Politik kaum eingriff. Laut Häusler rächt sich dieser Kurs nun in Form einer erschreckenden Zunahme von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Adipositas oder gar Krebs. Sie sieht in der Zuckersteuer lediglich einen halbherzigen Versuch, die Fehler der Vergangenheit zu kaschieren – ein Versuch, der das Kernproblem unangetastet lässt.
Täuschung im Supermarktregal
Häusler nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn sie die Lebensmittelindustrie für ihre Praktiken kritisiert. Die Verschleierung zugesetzten Zuckers durch über 50 unterschiedliche Bezeichnungen sieht sie als bewusste Irreführung der Verbraucher. Gleichzeitig wird mit Begriffen wie „gesund“ oder „natürlich“ geworben, während der tatsächliche Zuckergehalt oft übersehen wird. Für Häusler steht fest: Solche Praktiken tragen maßgeblich dazu bei, dass Konsumenten die Realität hinter den Produkten nicht durchblicken.
Die verlorene Naturverbundenheit
Mit einem Blick auf den gesellschaftlichen Wandel merkt Häusler an, dass der Bezug zu unverarbeiteten Lebensmitteln fast gänzlich verloren gegangen ist. In ihren Augen gäbe es keinen Grund, künstlich zugesetzten Zucker in solchen Mengen zu konsumieren, da natürliche Alternativen – Zucker aus natürlichen, unverarbeiteten Quellen aus regionaler Produktion – das ganze Jahr über verfügbar wären. Die Politik habe hier zu lange zugesehen, statt den Konsum gesunder und unverarbeiteter Lebensmittel gezielt zu fördern.
Ein überlastetes Gesundheitssystem
Die finanziellen Belastungen durch ernährungsbedingte Krankheiten wie Adipositas und Diabetes haben das Gesundheitssystem an seine Grenzen gebracht. Laut Häusler wird die Zuckersteuer daher weniger aus Sorge um die Bevölkerung diskutiert, sondern vielmehr als Versuch, die steigenden Kosten abzufedern. Ihrer Ansicht nach ist jedoch klar: Solche Maßnahmen bleiben ohne langfristige Wirkung, solange die Menschen ihre grundlegenden Verhaltensweisen nicht verändern.
Keine echte Veränderung ohne Motivation
Für Häusler ist die intrinsische Motivation der Schlüssel zu einem nachhaltigeren Lebensstil. Ohne sie bleibt die Zuckersteuer Symbolpolitik, wie bereits die Tabaksteuer gezeigt habe. Gleichzeitig bemängelt sie fehlende Transparenz, insbesondere bei der Kennzeichnung von Zuckerersatzstoffen in Lebensmitteln. Verbraucher tappen dadurch weiterhin im Dunkeln, was die Zutaten in ihren Lebensmitteln angeht.
Wirtschaft und Politik: Eine enge Verbindung?
Ein weiterer Punkt der Kritik kommt von LAbg. Manuel Krautgartner, MFG-OÖ Klubobmann. Er verweist auf die enge Verflechtung zwischen Politik und Wirtschaft, die seiner Meinung nach wesentlich dazu beigetragen hat, dass Unternehmen jahrelang mit überzuckerten Produkten Rekordumsätze erzielten. Jetzt, wo die negativen Folgen dieser Entwicklung offensichtlich sind, versucht sich die Regierung in seinen Augen als Problemlöser zu präsentieren – ein Schritt, der bei ihm Zweifel an der Glaubwürdigkeit weckt.
Mehr als ein Symbol gefragt
Die Debatte zeigt, dass die Zuckersteuer zwar als Signal dienen mag, jedoch nicht ausreicht, um die Wurzeln des Problems zu adressieren. Ohne echte Transparenz, bessere Aufklärung und eine Förderung gesunder Alternativen wird die Maßnahme kaum Wirkung entfalten. Was bleibt, ist die Überzeugung, dass eine tiefgreifende Veränderung nur mit mutigen, ganzheitlichen Ansätzen gelingen kann.
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