Bedrohung?
Louis Nathaniel Freiherr von Rothschild (* 5.3.1882 in Wien; † 15.1.1955 in Montego Bay, Jamaika) war der letzte bedeutende Vertreter des Wiener Zweigs der Bankiersfamilie. Die Gärtner Rothschilds botanischen Gartens gründeten den „First Vienna Football Club“ mit seiner Unterstützung. Der Mäzen war der größte Spender zur Errichtung des Dr. Karl Lueger-Denkmals im 1. Wiener Gemeindebezirk. Mit der mehrheitlich im Besitz der Rothschilds befindlichen Creditanstalt rettete er 1929 die angeschlagene Bodencreditanstalt. Die Weltwirtschaftskrise 1931 ließ auch die Creditanstalt zusammenbrechen. Nach dem Einmarsch 1938 wurde Rothschild für 14 Monate von der Gestapo festgehalten. Nur gegen Abtretung des gesamten Familienvermögens konnte er Österreich verlassen. Er emigrierte in die USA und starb während einer Urlaubsreise.
Die Monarchie war nie besonders gut bei Kasse, aber während des ersten Weltkriegs fehlte es an allen Ecken und Enden an Geld. Also wandte man sich an den wohl wichtigsten Bankier des Landes und pumpte ihn an. Als braver Bürger sagte Rothschild zu.
Also begab er sich nach Schönbrunn, um in Anwesenheit des Kaisers eine gewichtige Anleihe zu zeichnen. Als er die Stiege zum Schloß hinauf ging, kam ihm der Innenminister entgegen und sprach ihn in freundlichem aber diskreten Ton an:
„Herr Baron, warnen Sie doch bitte Ihren Sohn Moritz. Er treibt sich in sozialistischen Zirkeln herum. Wir werden nicht mehr lange untätig zuschauen können.“
Rothschild nahm diesen Hinweis nickend zur Kenntnis und schritt nachdenklich zum für die Anleihenzeichnung vorbereiteten Tisch. Er nahm nach den üblichen Formalitäten Platz, zog eine goldene Füllfeder aus seinem Jacket, schraubte ihr die Kappe ab, setzte an zu unterzeichnen… Da setzte er wieder die Kappe auf die Füllfeder, schraubte sie fest und steckte das Schreibgerät wieder ein.
Überrascht und entsetzt fragt man ihn:
„Herr Baron unterzeichnen nicht?!“
Und Rothschild antwortet:
„Nein. Wie soll ich einem Staat mein Geld borgen, der Angst hat vor meinem kleinen Moritz?“