
Verpaßte Mitfahrgelegenheit
Friedrich Torberg (* 16.9.1908 in Wien als Friedrich Ephraim Kantor-Berg; † 10.11.1979 ebenda) war ein Schriftsteller, Journalist, Publizist, Drehbuchautor und Herausgeber, der sich stets als tschechischer Österreicher und Jude empfand. 1938 flüchtete er in die Schweiz, 1940 weiter in die USA, wo er als Drehbuchautor arbeitete. 1951 kehrte er wieder nach Wien zurück. Zu seinen bekanntesten Werken zählen sein Erstlingswerk, der Roman Der Schüler Gerber, und danach Die Mannschaft sowie seine Spätwerke, die Anekdotensammlungen Die Tante Jolesch und Die Erben der Tante Jolesch. Torberg war unter anderem Übersetzer der Bücher Ephraim Kishons, Gründungsherausgeber der Zeitschrift FORVM und als Literaturkritiker bekannt.
Sein Pseudonym „Torberg“ bildete der Schriftsteller um 1930 anlässlich seiner ersten Veröffentlichungen aus der Verkürzung von Kantor-Berg (Berg war der Geburtsname seiner Mutter).
Schon nach fünf Jahren ordentlichen Aufenthalt hatte man in den USA die Möglichkeit, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Vorausgesetzt, man besteht eine Prüfung zur Geschichte der USA und andere Themen des Lebens. Torberg bereitete sich gewissenhaft auf diese Prüfung vor, saugte Wissen auf, studierte die einschlägige Literatur zum Thema. Dann erhielt er die Vorladung zum Prüfungstermin. Torbergs Nervosität wuchs ständig, je näher dieser Termin kam. Und als es dann soweit war, verstrickte er sich gleich bei der ersten – eigentlich gar nicht themenbezogenen – Frage: „Wann sind Sie in die USA gekommen?“
Torberg antwortete: „Im März 1492.“ Gemeint hätte er natürlich „Im März 1942.“
Der vorsitzende der Prüfungskommission nahm es mit Humor und kommentierte diese Antwort mit: „So? Im März 1492 sind Sie eingewandert? Da hätte ich an Ihrer Stelle noch bis Oktober gewartet. Dann hätten Sie nämlich gleich mit Christoph Columbus kommen können.“