Wir sind nicht faul!
Mein Opa hat mir genau erklärt, wie er sich mit Anfang 20 ein Auto, ein Baugrundstück erarbeiten und ersparen konnte. Mit Mitte 40 war er schuldenfrei und hatte als ganz einfacher Arbeiter ein eigenes Haus, in dem meine Mutter und mein Onkel in Sicherheit und schöner Umgebung aufwachsen konnten.
Heute können wir arbeiten, was das Zeug hält, und wenn man nicht 10.000,– netto im Monat verdient, bekommt man im Leben nicht das Geld zusammen, um ein Haus zu bauen. Mit Matura und einer guten Ausbildung in einem 35-Stunden-Job brauche ich niemals daran denken, dass mir ein Euro zum Sparen übrig bleibt. Und wenn ich mehr arbeite – wenn es überhaupt geht – bekomme ich auch kaum mehr. Wozu soll ich mich zerreissen, wenn ich nichts davon habe, wenn ich keine Perspektive auf Verbesserung auf meine Lebensumstände habe.
Wenn meiner Generation vorgeworfen wird, dass wir faul sind, finde ich das ungerecht. Wir bekommen nichts dafür, wenn wir fleissiger sind.
Constance R., 8700 Leoben
Die in der Serie „Countdown zur Nationalratswahl“ veröffentlichten Beiträge sind Leserbeiträge und stellen nicht zwingend die Redaktionslinie dar.
