Dr. Seltsam und wie ich lernte, die Waffen für die Ukraine zu fürchten

Nach über 28 Monaten offenem Krieg in der Ukraine darf man festhalten, daß man in den Entscheidungsebenen der sich fleißig am Konflikt abarbeitenden westlichen Staaten kaum ein Funke von Lernfähigkeit zeigt.
Obgleich selbst minderbegabte Ökonomen bereits bemerkten, daß die von der EU betriebene Sanktionspolitik Rußland weniger schadet als nutzt, dafür aber im EU-Raum massive Probleme bringt, wird daran festgehalten.
Obgleich sich die Fronten Stück für Stück, Meter für Meter, Ortschaft für Ortschaft weiter in Richtung ukrainisches Kernland bewegen, die russischen Truppen weiter vorwärts gehen, hält man an einem an Fanatismus grenzenden militärischen Siegesgeheul und einer Kriegsrhetorik fest, die an den Beginn des ersten Weltkriegs vor 110 Jahren zu erinnern vermag.
Und man vermeidet nach wie vor, das Gespräch zu suchen, um diesen schrecklichen Krieg endlich vom Schlachtfeld auf den Verhandlungstisch zu befördern.

Vielmehr bemüht man sich augenscheinlich, mehr Waffen, mehr Munition, mehr Geld in die Ukraine zu pumpen. Und das Tabu, die Russen auf eigenem Terrain zu attackieren, ist nun auch gefallen. Es wird nicht mehr darüber diskutiert, ob die ukrainischen Streitkräfte nur Verteidigungs- und Verzögerungsstrategien verfolgen, oder ob man ihnen auch die Mittel dazu liefert, daß sie militärisch vollkommen nutzlose Angriffe auf russischen Boden praktizieren.

Dabei vergißt oder übersieht man, daß die russische Föderation schon lange nicht mehr die in sich zusammengebrochene UdSSR ist, sondern ein moderner Staat. Kein moderner Staat, wie er nach dem Gusto der USA, Großbritanniens oder der EU-Kommission ist, sondern ein großer selbstbewußter, rohstoffreicher und technologieaffiner Staat, der entweder ein interessanter Partner oder eine unangenehme Konkurrenz darstellen kann. Man hat sich „hier im Westen“ dazu entschlossen, die zweite Variante, die unangenehme Konkurrenz zu ziehen und kommt nun mit den Konsequenzen nicht zurande.


Auch auf militärischer Ebene wird übersehen, daß sich die russische Föderation einer sehr klaren selbst auferlegten Militär-Doktrin unterworfen hat, an die sie sich definitiv hält. Einer der in dieser Doktrin dargelegten Grundsätze ist, daß man mit aller Gewalt zurückschlägt, wenn das russischen Staatsgebiet wirklich bedrohlich angegriffen wird. Und was „mit aller Gewalt“ bei dem Staat mit den meisten Atomwaffen auf diesem Planeten gemeint ist, muß nicht näher ausgeführt werden.
Insofern ist die bemühte Lieferung immer weitreichenderer, immer gefährlicherer Waffen an die Ukraine kein besonders schlauer Akt.

Manch halbschlauer Semi-Militärexperte mit dem Fachwissen eines „Rambo“-Sehers wird nun laut darüber nachdenken, ob man nicht alles auf eine Karte setzen sollte, und einen „Enthauptungsschlag“ gegen den russischen Präsidenten, seine Regierungsmannschaft, sein Umfeld ausführen sollte: Da gibt es nur ein kleines Problem, einen kleinen Aspekt, den man zuvor noch einbringen, bedenken, besprechen sollte. Laut älteren , also von der derzeitigen Situation unberührten, Angaben verfügt die russische Föderation nach wie vor über das zu Sowjetzeiten eingeführte „Tote Hand“-System. Filmfreunde kennen dieses System aus Stanley Kubricks „Dr. Strangelove“. Es handelt sich um eine Einrichtung, die – bspw. im Falle eines bspw. atomaren Angriffs – den ultimativen Gegenschlag ohne menschliches Zutun auslöst, wenn diverse Kommunikationskanäle oder andere Einrichtungen zerstört sind.


Zu Zeiten des kalten Kriegs wußte man in NATO darüber sehr genau Bescheid und man verhielt sich dementsprechend. Dieses Wissen ist scheinbar über die Jahre verloren gegangen und so wird die Welt derzeit wieder durch die Inkompetenten, die Unwissenden und Blöden mehr bedroht als durch die Waffen an sich.

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2 thoughts on “Dr. Seltsam und wie ich lernte, die Waffen für die Ukraine zu fürchten

  1. Sehr gute Analyse der Verhältnis mit und in Russland. Abs. 3 sollten sich die Ukraineliebhaber gut zweimal durchlesen.

    Peter Sellers war ein glorioser Schauspieler und auch die Rolle die er hier gespielt hat war einfach klasse. Das mit der „Weltvernichtungsmaschine“ haben die meisten bis heute geschnallt

  2. Ich glaube auch, dass Orban sehr wohl weiss, wie er ein paar Pfeile in Richtung EU senden muss. Gut ist auch, dass er sich nicht an Kriegsfinanzierung beteiligt und auch nicht an Sanktionen. Dass er selbst sein Land kontinuiedrlich und friedlich nach vorne gebracht hat, inkl. der Entfernung von Soros, so wie seine lange Amtszeit, die sprechen für ihn.

    Ich bin gespannt, was er noch im Köcher hat. Ein Schritt in die richtige Richtung ist es auf jeden Fall. Es ist auf jeden Fall sichtbar, dass sich einiges bewegt, auch mit der neu gegründeten „Patrioten Achse“ und die Richtung scheint sich zu ändern. Vielleicht bringt das „Leiden“ ein Umdenken. Hoffe dass Putin weiterhin so konsequent und vorsichtig seinen Weg geht.
    Bei den US-Wahlen werden möglicherweise auch noch Überraschungen kommen. z.B. Kennedy Jr.? Es ist noch nicht aller Tage Abend. Und, vielleicht kommt auch eine Kapitulation früher als erwartet.

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