Heute vor 30 Jahren war die historische Volksabstimmung, bei der sich nach einem interessanten „Wahlkampf“ die österreichische Bevölkerung für den Beitritt zur EU, damals noch als „Europäische Gemeinschaft“ bekannt, entschied.
Am 6. Juni, vor 80 Jahren, landeten britische, US-amerikanische und kanadische Truppen an den Stränden der Normandie und eröffneten damit die Front, von der aus die westlichen Alliierten mit ihren Verbündeten aus den vom deutschen Reich besetzten Ländern, das dritte Reich niederrangen.
Zwei bemerkenswerte historische Daten, zumindest eines davon ein Anlaß zu gedenken. Und beide historischen Ereignisse stellen einen passenden Anlaß für den ORF dar, um mit guten Reportagen die zur Zwangsfinanzierung des Senders verpflichteten Österreicherinnen und Österreicher mit wertvollen Informationen und historischen Daten und Fakten zu informieren.
Soweit der Idealfall, bis dieses vernünftige Anliegen vom ORF in Angriff genommen wurde.
Ohne jede Polemik, ohne Hintergedanken kann man getrost feststellen, daß die Informationen, die Reportagen, die auf ORFIII zum D-Day, dem 6. Juni 1944, geliefert wurden, eine Frechheit darstellen. Das absolute Minimum, daß von einer Geschichts-Doku im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu erwarten ist, nämlich keinen Unfug zu verbreiten, wurde nicht erreicht.
Es wäre nett, wenn sich die Macher solcher Dokus bspw. bei den nachgewiesenen Spezialisten des heeresgeschichtlichen Museums erkundigen. Und falls ihnen das zuviel Aufwand ist, könnten sie zumindest Wikipedia bemühen. Beides geschah offensichtlich nicht.
Und so geschah es, daß militärisches Gerät, Fahrzeuge und Waffen nicht nur falsch benannt, sondern auch noch (vollkommen frei von irgendwelchen Fakten) erklärt wurden.
So erzählte man, daß US-Truppen auf zu Truppentransportern umgebauten Passagierschiffen aus den USA nach Großbritannien gebracht wurden. Soweit richtig, doch dann begann man zu erklären, daß diese Schiffe als „Liberty-Ships“ bezeichnet wurden. Ein für die Dokumentation gänzlich unnötige zusätzliche Erklärung, und inhaltlich völlig falsch. Die sogenannten „Liberty-Ships“ waren ein aus der Not geborener Schiffstyp, der möglichst einfach zu konstruieren sein sollte, und in großer Anzahl, möglichst schnell gebaut werden sollte. Es handelte sich um Frachtschiffe für Stückgut mit durchschnittlich 60 bis 70 Mann Besatzung. Diese Frachter waren einfach konstruiert, nicht für die Ewigkeit ausgelegt und häufig bewaffnet, um sich in der Schlacht im Atlantik wehren zu können. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum man diese beiden Schiffstypen verwechselt. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum man eine Namensgeschichte zu Passagierschiffen erfindet, die einfach nicht stimmt.
Ein weiteres Beispiel aus der gleichen Doku war eine Filmsequenz, in der man einen in der Normandie kämpfenden US-Soldaten mit einer Panzerabwehrwaffe, einer sogenannten „Bazooka“ hantieren sah. Im dazu gesprochenen Text wies man darauf hin, daß der US-Soldat eine „berühmte Panzerfaust“ in Händen hielt. Und wieder falsch! Losgelöst davon, daß die „Panzerfaust“ eine deutsche und keine amerikanische Waffe war und abgesehen davon, daß auch sie rückstoßfrei war, stellte sie ein gänzlich anderes Waffensystem dar. Und wieder gab es keinen Grund für den Kommentator dieser Bilder, die Waffe zu benennen. Es hätte weder dem Fluß der Darstellung noch dem gesamten Inhalt geschadet, wenn diese Waffe ohne Namensbezeichnung geblieben wäre. Trotzdem tat man es. Man bezeichnete sie völlig falsch und verpaßte ihr dann auch noch das Attribut „berühmt“. Vielleicht wollte man sich mit dieser Bewertung den Anschein von Sachkenntnis ergaunern.
Der eine oder andere ORF-Seher wird nun eventuell meinen, daß derartige Ungenauigkeiten nebensächlich, und somit eigentlich egal wären. Dies ist allerdings nicht der Fall. Der Umgang mit solchen Kleinigkeiten ist ein Abbild der Arbeitsweise des ORF bei seinen Geschichts-Dokus. Da wird mehr Wert darauf gelegt, daß der von den deutschen Truppen errichtete Atlantikwall, eine Reihe von Küstenbefestigungen zur Abwehr der erwarteten alliierten Invasion, als „Festung Europa“ bezeichnet wird, statt daß man sich mit den historischen Fakten, den richtigen Namen und deren korrekte Aussprache beschäftigt.
Schlußendlich zwei Punkte, warum so etwas auf keinen Fall passieren darf und auf keinen Fall toleriert werden darf:
Herr und Frau Österreicher zahlen dafür. Und sie zahlen nicht wenig und dies nicht einmal freiwillig. Wer dazu verpflichtet ist, einen Sender, der hochtrabend für sich in Anspruch nimmt, einen Bildungsauftrag zu erfüllen, finanziert, hat das Recht auf fehlerfreie Dokus.
Man führt immer gerne ins argumentative Feld, daß die Menschen aus der Geschichte lernen sollen, um Fehler nicht noch einmal zu begehen. Dann muß die Geschichte aber auch neutral und fehlerfrei dargestellt werden.