Robert Musil

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Robert Musil (* 6.11.1880 in St. Ruprecht bei Klagenfurt; † 15.4.1942 in Genf) war ein österreichischer Schriftsteller und Theaterkritiker. Er studierte Maschinenbau, Philosophie und Psychologie. 1914 bis 1918 war Musil Kriegsberichterstatter und wurde nach dem ersten Weltkrieg Beamter. Ab 1922 war er als Schriftsteller tätig. Für sein literarisches Werk waren der Erste Weltkrieg sowie die Errichtung der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland und Österreich von besonderer Bedeutung.

Der Zürcher „Humanitas-Verlag“ hatte in den 1920ern das Ziel, möglichst viele unbekannte talentierte junge Schriftsteller zu finden und zu veröffentlichen. Der dafür in Wien zuständige und nur mäßig fleißige Lektor Ernst Polak bekam eines Tages Besuch aus der Schweiz vom Verleger höchstpersönlich. Polak setzte sich mit dem Verleger ins berühmte Literatenkaffee „Herrenhof“. Nun mußte er in Windeseile ein junges, unbekanntes Schriftstellertalent auftreiben… Da entschuldigte er sich kurz, ging zu einer Telefonzelle und rief bei einer der vielen Schriftstellerorganisationen an, bei denen immer irgendwelche auftragssuchenden Schriftsteller herumsaßen. Das Telefonat soll sich folgendermaßen ereignet haben:
„Wollen Sie mit einem neu gegründeten Schweizer Verlag einen Vertrag abschließen?“
„Ja.“
„Haben Sie etwas in Arbeit?“
„Nein. Aber ich kann sofort anfangen!“
„Mit einem Roman?“
„Ja.“
„Sind Sie mit dreitausend Franken Vorschuß einverstanden?“
„Ja!“
„In Ordnung. Sie hören noch Näheres. Wer spricht?“
„Robert Musil.“

Musil soll nicht der einzige Autor gewesen sein, der auf diese Weise „telefonisch entdeckt“ wurde.

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