Beeindruckt ist man, wenn man von den frisch beschlossenen Vorhaben der EU hört.
„Green Deal“, „Farm2Fork“ oder die ominöse immer wieder an- und ausgesprochene „Transformation“ haben Nebengeräusche, die sich zum Hauptproblem entwickeln können – und wenn man nicht rechtzeitig die politische Notbremse zieht – auch werden. Scheinbar haben sich in der EU-Kommission und den angeschlossenen unzähligen Büros Menschen versammelt, die den Raum der EU in einer Art und Weise umbauen wollen, wie man es bislang nur bei Computerspielen kannte und konnte. Viele 1000 km² über Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaften sollen den (angeblich gut gemeinten) Ideen zum Opfer fallen und neu (angeblich besser) gestaltet werden.
Zwei Beispiele für derartige Vorhaben lassen jedoch Hoffnung aufkeimen. Nicht weil sie so gut durchdacht sind und ein hervorragendes Endziel erhoffen lassen, sondern weil sie in ihrer Zielsetzung vollkommen absurd und undurchführbar sind.
Bis 2030 sollen drei Milliarden Bäume gepflanzt werden. Tolle Idee, da ordentliche Wälder – nicht die plantagenartigen, maschinenoptimierten Reihen schnellwachsender Nadelhölzer – ein Garant für Biodiversität, für ein besseres Klima, einen gesunden Wasserhaushalt sind. Soweit so gut. Allerdings würde dies rechnerisch auch ergeben, daß wir hier im Raum der EU täglich 1,2 Millionen Bäume pflanzen müßten. 1,2 Millionen, die auch soweit herangezogen werden müßten, daß man sie in den dafür vorgesehenen Flächen einsetzt. Lassen wir das Randdetail, daß man schon witterungsbedingt nicht während des gesamten Jahres Bäume pflanzen kann, beiseite. Es müssen diese Millionen Bäume nach dem Pflanzen auch gehegt und gepflegt (bspw. gegossen) werden.
Und noch ein „Zahlenspiel“: Ein schöner, gesund gewachsener Baum benötigt durchschnittlich 100 m² Fläche. Das bedeutet weiter, daß man für die 3 Milliarden Bäume 300 Milliarden m², also 300.000 km². Für Alle, die es vergessen haben: Italien hat etwa 301.000 km². Wir sprechen also von einer zusätzlichen Waldfläche im Ausmaß des siebtgrößten EU-Landes.
Das andere große Vorhaben ist die „Renaturierung“, die Wiederherstellung auf „Ur“-Niveau von 25.000 km Flußläufen. Die Donau ist mit 2845 km Länge der längste Fluß innerhalb der EU. Was stellt man sich also vor? Wir reden von einer gesamten Länge von Donau (2845 km), Rhein (1233 km), Elbe (1094), Weichsel, (1047 km), Oder (1045 km), Düna (1020 km), Tajo (1007 km), Loire (1004), Ebro (910 km), Duero (897 km), Maas (874 km), Rhone (812 km), Seine (777 km), Weser (752 km), Guadiana (742 km), Göta alv (720 km), Guadalquivir (657 km), Po (652 km), Garonne (647 km), Glomma (621 km), Kemijoki (550 km), Dalälven (542 km), Mariza (525 km), Jucar (500 km), Angermanälven (490 km), Ulme alv (470 km), Torne alv (470 km), Kalixälven (461 km), Gauja (452 km), Lule älv (450 km), Ljusnan (439 km) und Tiber (405 km), was gemeinsam in etwa die 25.000 beabsichtigten Kilometer ergibt, an denen Begradigungen und Hochwasserschutz, Kraftwerke, Wohn-, Industrie-, Gewerbegebiete, Hafenanlagen und andere bauliche Einrichtungen einer ursprünglichen Fluß- und Auenlandschaft mit Nebenarmen, Sumpf und Naßgebieten weichen sollen.
Und all das im Prinzip auch bis „morgen“.
Man kann wirklich beruhigt sein, daß die Dinge nicht einmal umsetzbar sind. Andererseits sollte man entsetzt sein, mit wieviel Realitätsverweigerung die Zuständigen hier am Werk sind und mit einem legistischen Federstrich Eigentumsrechte aushebeln und die Arbeit und Leistung von zig Generationen ausradieren wollen.
Haben wir schon erwähnt, daß im kommenden Jahr EU-Wahlen sind, bei denen man den Verantwortlichen die Rechnung für solche Ideen präsentieren kann?