Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüş – Entstehung und Transformation der Hauptströmung des türkischen Islamismus.
Die aktuelle Studie analysiert die Herkunft und Ideologie der Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). In der vom Österreichischen Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischen Extremismus (Dokumentationsstelle Politischer Islam) herausgegebenen Publikation werden auch die Entwicklung, Strukturen und Netzwerke der Organisation – die ihre Wurzeln im türkischen Islamismus hat – in mehreren europäischen Staaten untersucht. Zusätzlich wird auf die Transnationalisierung, den konföderativen Zentralismus und die Verehrung des umstrittenen Gründers Necmettin Erbakan ausführlich eingegangen. Österreich kann aufgrund der breiten Organisationsgrundlage als eines der Schwerpunktländer im weltweiten Netzwerk der IGMG gelten. Hierzulande wird die regionale Vertretung der Organisation durch die Islamischen Föderationen in Wien, Oberösterreich und Vorarlberg ausgeübt. In der gegenwärtigen Situation befindet sich der Verband in einem konditionalen Wandel.
„Die Studie zeichnet nach, wie die Ideologie der IGMG zwischen Weltanschauung und Weltverschwörung schwankt. Der nach außen kolportierte Wandel der Organisation ist daran zu messen, ob sich die Bewegung des aus früheren Jahren stammenden islamistischen Unterbaus entledigen kann“, so Lisa Fellhofer, Direktorin der Dokumentationsstelle Politischer Islam.
Ideologisierung Türkeistämmiger in Europa
Das Netzwerk der IGMG ist geprägt von zahlreichen politischen sowie religiösen Verbindungen über Europa hinaus. Der Fokus der transnationalen Organisation liegt auf der Ideologisierung Türkeistämmiger in Europa. Ein zentrales Element ist unter anderem die Kinder- und Jugendarbeit, die insbesondere über eigene Bildungs- und Beratungszentren forciert wird. Trotz eines dynamischen Entwicklungsprozesses wird von Teilen der IGMG bis heute ein problematisches und zum Teil antisemitisch geprägtes Weltbild propagiert, welches die Gesellschaft spalten kann. Bei einer Konferenz in Wien im Jahr 2022 hatte Bekir Altaş als Generalsekretär der IGMG damit aufhorchen lassen, dass er die Hamas als Terrororganisation betrachte. Damit deutete Altaş zwar eine Neuausrichtung an, er ist jedoch mittlerweile nicht mehr im Amt.
Die Studie sowie alle weiteren Publikationen des Österreichischen Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischen Extremismus (Dokumentationsstelle Politischer Islam) können auf der Website www.dokumentationsstelle.at abgerufen werden.
Fotos © Dokumentationsstelle Politischer Islam