Der „bewegte“ Immobilienmarkt

Bereits vor Wochen wiesen wir in einem Beitrag auf die Auswirkungen steigender Zinsen auf den Immobilienmarkt hin. Die Sachlage ist trotz der nunmehr langsam sinkenden Inflationszahlen unverändert. Dies nicht ohne Grund. Ein wesentlicher Aspekt ist sicherlich, daß die Inflation an Hand eines den Durchschnittsausgaben entsprechen sollenden Warenkorbs berechnet wird, der schon lange nicht mehr der Lebensrealität der Österreicherinnen und Österreicher entsprechen dürfte. Speziell die Energiekosten dürften komplett falsch in diesem „Warenkorb“ gewichtet sein. 
Der Traum vieler Österreicherinnen und Österreicher dürfte nach wie vor das eigene Dach, die eigenen vier Wände sein. Eigentum! Egal, ob als Wohnung oder Haus. Eigentum bedeutet immer auch ein Stück Unabhängigkeit, ein Stück Sicherheit und Freiheit. Zumindest dann, wenn man keine Schulden mehr hat, die mit der Immobilie verbunden sind. Keine Hypotheken, kein Bauspardarlehen, kein Kredit… Hier kreuzen sich der Kapital- und der (private) Immobilienmarkt am häufigsten: Bei der langfristigen Finanzierung von Wohneigentum. 
In den vergangenen Jahrzehnten wurden Kredite zur Immobilienfinanzierung teilweise zu Konditionen verschleudert, die an Fahrlässigkeit grenzen. Nicht im rechtlichen, sondern im moralischen Sinne. Es war bei ernsthafter Betrachtung der Finanzmärkte nicht zu erwarten, daß das unnatürlich niedrige Zinsniveau auf ewige Zeiten bleibt. Trotzdem wurden Darlehen und Kredite an Menschen vergeben, die sich keine Zinsbewegung in Richtung eines normalen Zins leisten konnte, die auf lange Sicht, auf einen unnatürlich niedrigen Zins angewiesen waren. Und diese Kreditnehmer straucheln nun immer mehr und mehr. Der erste Schwung an kreditfinanzierten, aber von den Schuldnern nicht mehr bezahlbaren Häusern und Wohnungen kommt nun schon auf den Markt. Noch sind die Auswirkungen auf die jeweils ortsüblichen Immobilienpreise nur gering wahrnehmbar. Aber sie sind es schon. Dazu kommen vermehrt Panikverkäufe, die natürlich ebenfalls das Preisniveau drücken. Durchaus mehr als passable Immobilien, die vor ein, zwei Jahren noch für (absurde) 6.000,–/m² gehandelt wurden, sind plötzlich für 2.500,–/m² zu haben. Derartiges Verhalten kann man getrost als Panik bezeichnen. Die Auswirkungen treffen jedoch nicht nur den einzelnen Verkäufer, der schmerzvoll den Verlust an Geld und einem Heim hinnehmen muß.

Der Preisabfall des Immobilienmarktes zwingt die Banken dazu, die als Sicherheit für Kredite beliehenen Häuser und Wohnungen ebenfalls neu zu bewerten. Schließlich sollen die zur Besicherung des geborgten Geldes dienenden Immobilien die aushaftenden Kreditsummen mit einem guten Polster im Wert übersteigern. Wenn jetzt dieser Polster zu sehr dahinschmilzt, weil ja bekanntlich die m²-Preise im langsamen Abstieg begriffen sind, wird die Bank auf zusätzliche Sicherheiten des Kreditnehmers bestehen müßen. Und was ist, wenn er diese nicht anbieten kann? – Dann kann schon wieder der nächste Kredit gekündigt und fällig gestellt werden. Eine weitere Immobilie geht zu Schleuderpreisen auf den Markt… Und eine weitere Schleuderpreis-Immobilie drückt den Preis. Ein gefährlicher Teufelskreis, den es rasch zu beenden gilt. Um entsprechende Lösungen sollten sich hier in erster Linie die Banken bemühen. Das Schlimmste, was diesem sensiblen Markt passieren könnte, wäre, wenn sich die Bundesregierung samt eingeschränkt qualifizierten „Experten“ dieses Problems annimmt und in bislang gewohnter Manier so lange „verschlimmbessert“, bis der österreichische Immobilienmarkt kaputt ist.

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