Kaum Neues aus der Ukraine

Blick durch Europa und weiter

Seit vor ziemlich genau eineinhalb Jahren die russischen Truppen in die Ukraine einmarschierten, hat sich in den meisten Berichten und Kommentaren zum Thema in erster Linie der Zweckoptimismus der jeweiligen Seite abgezeichnet. Und der Versuch, eine möglichst faktenbasierte und nach Möglichkeit neutrale Berichterstattung zum Thema zu machen, ist nach wie vor beinahe unmöglich. Nach wie vor gibt es nur Fetzen an Information, die stets von einer der beiden Parteien bestätigt, und fast automatisch von der anderen Partei abgestritten wird. Längerfristig tragfähige Informationen und belastbare Quellen sind derzeit nicht zu erkennen.
Nach wie vor gilt es, aus den oft lautstarken „Informationen“ einen wahren Kern zu saugen oder die gesamte Informations- und Kommunikationsstrategie zu hinterfragen und zu deuten.

Raketeneinschlag.

Zwei Einzelaussagen werden wir heute versuchen zu deuten.
Aus US-Geheimdienstkreisen sickerte in die US-Medienwelt durch, daß die medial hochgeschaukelte und bejubelte Frühlingsoffensive der Ukrainer verloren sei. Die Verluste müssen immens, die Geländegewinne vernachlässigbar und die strategischen Ziele verfehlt sein. Man soll bei solchen Informationen nicht außer Acht lassen, daß es nicht unbedingt die Kernaufgabe eines Geheimdienstes ist, derartige Bewertungen und Lageberichte an Medien durchzustechen. Solche Dinge sind eher das Geschäft von Kommunikations- oder PR-Agenturen. Ein Nachrichtendienst, der „durchsickern“ läßt, oder gar – so wie der britische Geheimdienst – proaktiv Informationen verbreitet, sollte Mißtrauen wecken. Was ist der Zweck hinter solchen Handlungen. Seit wann sucht ein Geheimdienst die Öffentlichkeit. In den USA – so meinen einige Kenner der dortigen Verhältnisse – geht es bereits um den Präsidentschaftswahlkampf 2024. Man will sich zumindest in der Öffentlichkeit aus diesem unbeliebten Konflikt rauswurschteln. Präsident Bidens Engagement in einem fernen Land, von dem ein Großteil der US-Bürger nicht einmal weiß, auf welchem Erdteil es liegt, finden nur wenige US-Amerikaner unterstützenswert. Eine immer größer werdende Gruppe von Wählern im kommenden Jahr, sieht nur die Verbindung zwischen den fragwürdigen Geschäften des Präsidentensohns Hunter Biden in der Ukraine und einem damit in Verbindung stehenden Strafverfahrens. Der Zusammenhang zwischen windigen Ukraine-Geschäften des Sohnes und Militär- und Finanz-Unterstützung der Ukraine des Vaters mißfällt den US-Bürgern. Und nun will man den Präsidenten irgendwie aus dieser Misere, die ihn und viele mit Demokraten besetzte Stellen schlecht aussehen läßt, ziehen. So meinen Beobachter.

Joe Biden (im Vordergrund) mit seinem Sohn Robert Hunter Biden.

Das zweite zu betrachtende Thema ist ein Dauerbrenner. Die Forderungen der ukrainischen Führung nach mehr und moderneren Waffen. Unvergessen bleiben die mehr als fragwürdigen Einlassungen eines ukrainischen Generals, der – nachdem man zu bedenken gab, man müße die ukrainischen Soldaten einmal über viele Monate an den westlichen Panzern trainieren – allen Ernstes meinte, daß dies unnötig sei. Er verglich den Wechsel von Panzerfahrzeugen aus ehemaliger Sowjetproduktion auf westliches Gerät mit dem Fahrzeugtausch von bspw. einem BMW auf einen Mercedes. Entweder hat dieser ukrainische General mit dieser einen Aussage seine komplette Nichteignung für die Funktion bewiesen, oder er hält die gesamte restliche Welt für sehr blöd.

F-16 Kampfjet mit einer russischen SU-27.

Richtig blöd sind nun auch die lauten Forderungen nach möglichst vielen westlichen Kampfjets. Vor allem die F-16 hat es den ukrainischen Spitzen angetan. Daß die Einschulung eines bereits ausgebildeten Piloten auf dieses Gerät mindestens ein Jahr dauert, wird weiterhin ignoriert. Aber der wohl interessanteste Aspekt bei diesem Programm, bei dem man sich Kampfjets (mehr oder weniger) schenken, die eigenen Piloten unzulänglich ausbilden und schon in Bälde abschießen läßt, ist, daß es ganze acht Piloten in der ukrainischen Luftwaffe gibt, die über ausreichende Englisch-Kenntnisse verfügen. Und die Sprache ist doch der Grundbaustein für eine solche Ausbildung. Es ist mehr als fraglich, wie man mit diesen eventuell acht Piloten in einem Jahr das Kriegsruder herum reißen will.
Fest steht, daß wir im „Westen“ weiterhin kaum vertrauenswürdige und vollumfängliche Information zu diesem Konflikt zu erwarten haben. 



Fotos:
Titel-/Vorschaubild / Ukrainischer Kampfpanzer: wikimedia / Ministry of Defense of Ukraine / flickr / cc by-sa 2.0
Einschlag auf Fußballplatz: wikimedia / National Police of Ukraine / cc by 4.0
Hunter und Joe Biden: wikimedia / acaben / flickr / cc by-sa 2.0 / cropped

Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert