Blick durch Europa und die Welt
Söldner sind seit Beginn des zum Krieg ausgewachsenen Ukraine-Konflikts wieder zu einem Thema geworden. Und seit dem eventuell inszenierten oder vielleicht auch echten Konflikt zwischen dem russischen Präsidenten Putin und seinem ehemaligen Caterer Jewgeni Prigoschin wird das Thema „Söldner“ nun auch wieder von mehr oder weniger berufenen Damen und Herren durchgekaut. Mit der Gruppe Wagner hat man wieder ein neues Bild für das, was man gerne als Archetypus des „Söldners“ sieht.
Dabei sind Kriegs- und Krisenschauplätze weltweit der Spiel- oder vielmehr Arbeitsplatz von „Söldnern“. Und sie haben schon lange nicht mehr die Bezeichnung „Söldner“. Heute nennt man sie „Sicherheitsdienstleister“. In der Branche werden Einzelpersonen, die ihre Dienste anbieten oft auch als „Contractor“ bezeichnet. Diese Dienstleister findet man auf den Handelsschiffen der Welt, wenn sie durch von Piraten bedrohte Gebiete fahren müßen. So waren die internationalen Gewässer vor der Küste Somalias oder an der Westseite des afrikanischen Kontinents vor Nigeria lukrative und ergiebige Einsatzgebiete für Sicherheitsdienstleister. Reedereien stellten ein paar dieser Verteidiger an, die – völlig legal – samt ihres Geräts, also Schußwaffen, an Bord waren, um dann, wenn sich Piraten in eindeutig ersichtlicher Absicht blicken ließen, selbige abzuwehren und ggf. zu versenken.
Auch wurden Raffinerien oder Ölfelder durch derartige Dienstleister beschützt. Solch großräumige Objekte wurden dann nicht mehr von einzelnen Contractor oder kleinen Unternehmen, sondern von den wirklich Großen der Branchen bewacht und beschützt.
Ein Name kommt dem gut unterrichteten Beobachter des Weltgeschehens sofort ins Gedächtnis: Blackwater! Dieser Sicherheitsdienstleister war eine der großen Nummern im Irakkrieg, ist jedoch spätestens seit Veröffentlichung des firmeneigenen Kriegstagebuchs auf wikileaks im Ruf derangiert bis demoliert. Nach einem Namenswechsel ging das Unternehmen gemeinsam mit fünf weiteren Sicherheitsdienstleistungsunternehmen in der Constellis Inc. mit Sitz in den USA auf. Im Aufsichtsrat dieses Unternehmens tauchten und tauchen Namen von den Spitzen aus Wirtschaft und Politik auf. Ehemalige Minister der USA, große Nummern aus CIA oder Ölfirmen… Allesamt mit besten Kontakten in die Spitzen der US-Regierung und global agierender Wirtschaftskonzerne. Daneben wirkt der ehemalige Küchenchef Putins, der Chef der Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, beinahe unbeholfen. Doch auch diese russische Gruppe für das Grobe war und ist sehr aktiv. Auch außerhalb des ukrainischen Kriegsschauplatzes waren die Herren sehr aktiv. Vor allem in Afrika, wo sie die Interessen und Besitztümer russischer Unternehmen und ihrer Verbündeter und Partner „verteidigten“. – Das gleiche Spiel, wie es US-Sicherheitsdienstleister in Mittel- und Südamerika, Afrika und Asien trieben (und treiben?).
Die Anbieter dieser schaurigen Dienstleistungen sind zwar auf ihren Homepages auf gutes Image bedacht und weisen auf ihre hohen Standards bei der Beachtung diverser Menschenrechte hin, lassen aber doch nicht ins Geschäft und das „Daily Business“ hineinschauen. Die tatsächliche Bezahlung von den „Männern an der Front“ bleibt so ein Geheimnis und ist Gegenstand wüster Gerüchte und Spekulationen. Daß ein gut ausgebildeter Ex-Soldat mit hervorragenden körperlichen, geistigen und mentalen Werten sicher erheblich mehr verdient als ein Berufssoldat, ist einleuchtend. Wieviel genau, ließ sich nicht erheben.
Warum gerade Staaten auf diese Anbieter zurückgreifen, leuchtet erst beim zweiten Blick ein. Schließlich scheint ein solcher Trupp doch im Unterhalt erheblich teurer zu sein als eigene Truppen. Aber sie genießen grundsätzlich den selben Schutz wie ein regulärer Soldat auf dem Schlachtfeld, da sie als erkennbare Kombattanten unter dem Schutz des Kriegsrechts stehen. Aber wenn es zu gezielten unschönen Szenen, zu Kriegsverbrechen oder zumindest unnötigen Härten kommt, läßt man die Dienstleister vor und wäscht damit die Hände der eigenen Truppen in Unschuld. Die Trupps der Dienstleister und ihre einzelnen Kämpfer sind mehr oder weniger anonym. Keine Erkennungsmarke, kein Wehrdienstbuch… Gräueltaten zuzuordnen ist dadurch erheblich schwerer. Und bspw. bei versenkten Piraten vor dem afrikanischen Horn frägt niemand nach. Eine offizielle Militäreinheit müßte hingegen alles Erdenkliche versuchen, um die Piraten gefangen zu nehmen, um sie dann vor ein Gericht zu stellen…
Diese Freiheit von militärischen Auflagen machen diese Form des Kriegsgeschäfts wieder attraktiv und lukrativ.
Foto Werbeplakat Gruppe Wagner: wikimedia / Alexander Davronov / cc by-sa 4.0
„Seit 1. Oktober 2017 gilt in ganz Österreich ein Verbot der Gesichtsverhüllung. Das Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz soll u.a. zwischenmenschliche Kommunikation ermöglichen, die für ein friedliches Zusammenleben in einem demokratischen Rechtsstaat erforderlich ist. Das Gesetz gilt für alle Personen, die sich in Österreich aufhalten.
Damals ein Trend .Jetzt auch Meinungen werden von „Experten und Expertinnen “ verhüllt.