
Ein Blick durch Europa
Kommentar
Drei Themen in Europa. Sehr kurz angeschnitten.
In Deutschland macht man sich nun daran, die Fehler der Coronapolitik der letzten Jahre mit dem dafür nötigen Augenmaß anzugehen und aufzuarbeiten. So glaubt man zumindest. Eines der führenden Medien außerhalb des öffentlich-rechtlichen Rundfunks macht dies auf ganz eigene Art. Hier verlangt man allen Ernstes, daß sich „die Schwurbler“ für ihr Verhalten in den vergangenen Jahren entschuldigen sollen. Gegebenenfalls sollen „die Schwurbler“ sogar in „Ausstiegsprogrammen“ – wie für Islamisten oder andere Extremisten – unterzogen werden. Die Sehnsucht nach einer Aufarbeitung der ganz besonderen Art. Und eine Fehlerkultur, wie man sie sonst nur in komplett durchgebrannten Sekten findet.

Schweiz. Nach dem Untergang der Credit Suisse überschlagen sich die selbsternannten Sachverständigen für das schweizerische Bankwesen an Diagnosen. Unisono wird die Credit Suisse und sein Management einfach einmal runtergeschrieben, runtergemacht. Das mediale Banker-Bashing ist beliebt und bringt die Zustimmung der Leser. Nicht ohne Grund. Was sich viele Banker weltweit in den letzten Jahrzehnten leisteten, ist unbeschreiblich. Der „Untergang“ der Credit Suisse wäre aber auf jeden Fall vermeidbar gewesen. Und die damit verbundene Beschädigung des schweizerischen Bankplatzes wäre verhindert worden. Allerdings stellt sich die Frage, ob das überhaupt politisch gewollt war. Immer öfter hat man als Außenstehender den Eindruck, daß sich die sonst so stolzen und selbstbewußten Eidgenossen nicht mehr so ernst nehmen, wie sie eigentlich sollten. Die steuergeldgestützte Übernahme der Credit Suisse durch die UBS war auf jeden Fall ein fragwürdiger Akt von Standortpolitik. Ein wesentlicher Punkt, der ständig übersehen wird, ist, daß die Credit Suisse zwar ein Liquiditätsproblem, ausgelöst durch einen Bankrun hatte, aber grundsätzlich ein gesundes Unternehmen war. Mit dem nun aufgewandten Steuergeld hätte man die Credit Suisse auch direkt stützen und staatlich kontrollieren können. Hätte weniger gekostet.
Und daß die Eidgenossen von einem in sich seiner Sprache seltsam vergreifenden US-Botschafter als „Loch im Donut“ bezeichnen werden, ist schon mehr als fragwürdig. Daß sich die schweizerische Regierung das gefallen läßt, ist mindestens ebenso seltsam.
Lautstark – in einem schweizerisch zurückhaltendem Rahmen – wurde der Noch-Abgeordnete der SVP und Herausgeber der Weltwoche Roger Köppel. Er fand in seinem morgendlichen Kommentar die sicherlich passenden Worte zu dieser Entgleisung.

Die Panzer sind da! Voller Begeisterung wurde über die Ankunft einer in der Berichterstattung ständig wechselnden Anzahl von Leopard 2 – Panzern in der Ukraine berichtet. Irgendetwas so von 14 bis 20 Stück der Kampffahrzeuge sollen ganz geheim in die Ukraine an die Front gebracht worden sein. Alleine die Tatsache, daß sie von den russischen Truppen noch nicht während des Transports zerstört wurden, feierte man bereits als kleinen Sieg.
Die Sache hat – so wie alles, was mit diesem unseligen Krieg zusammenhängt – einen kleinen Haken: Man lieferte nur 14 bis 20 Panzer. Die Russen haben Tausende. Der militärische Wert der gesamten Aktion ist sohin „etwas überschaubar“.
Da die gesamte Berichterstattung aus dem Ukrainekonflikt – höflich gesagt – einseitig ist, fällt das neben den Jubelmeldungen über angeblichen Munitionsmangel der russischen Streitkräfte, angebliche Massenverluste der russischen Streitkräfte, angebliche Rückständigkeit und militärische Unbrauchbarkeit der Geräte der russischen Streitkräfte nicht mehr ins Gewicht.
Daneben berichtet man schamlos über Anschläge ukrainischer Kommandos auf russische oder Rußland-freundliche Beamten oder Funktionsträger im russisch besetzten Donbas oder der Krim, als wären es Heldentaten.

Gedanken aus der deutschen Romantik zum Europa von heute:
„Denk ich an Europa in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht!“