Genau oder lästig?
Karl Kraus (* 28.4.1874 in Gitschin (Jičín), Böhmen, Österreich-Ungarn; † 12.6.1936 in Wien, Österreich) war einer der bedeutendsten österreichischen Schriftsteller des beginnenden 20. Jahrhunderts. Er war Publizist, Satiriker, Lyriker, Aphoristiker, Dramatiker, Förderer junger Autoren, Sprach- und Kulturkritiker sowie vor allem ein scharfer Kritiker der vorherrschenden Presse und des Hetzjournalismus seiner Zeit bzw. – wie er selbst es ausdrückte – der Journaille. Kraus gründete 1899 die Zeitschrift „Die Fackel“. Er schuf das Drama „Die letzten Tage der Menschheit“.
Karl Kraus war in die Deutsche Sprache verliebt und haßte aus tiefstem Inneren jeden Rechtschreibfehler, jeden Grammatikfehler. So soll er wegen eines falsch gesetzten Beistrichs in einem seiner Artikel gegen die veröffentlichende Zeitung einen Zivilprozess geführt haben.
Dieses Sprachgewissen in Person verstarb im Jahre 1936. Kurz nach seinem Tod war Alfred Polgar bei einer Abendgesellschaft und wollte sie sehr früh schon verlassen. Egon Friedell sprach ihn darauf an: „Polgar, was ist? Du gehst zu zeitlich?“
Polgar meinte darauf: „Wie kannst Du nur zeitlich sagen?“
Darauf Friedell: „Ach was! Jetzt, wo der Kraus tot ist…“