Die Ausstellung „Gotteskrieger“ fokussiert auf den Wiener Raum und seine Beziehungen zu Böhmen und Mähren in der Hussitenzeit.
Jan Hus, aus der österreichisch-katholischen Erinnerung gedrängt, war auf tschechischer Seite zur nationalen Identifikationsfigur geworden. Tschechische und österreichische Experten haben sich gemeinsam der Aufarbeitung des Themas in der Ausstellung gewidmet. Dabei sind herausragende Objekte wie der große Albrechtsaltar.
Religiöser Fundamentalismus ist kein Phänomen der Gegenwart. Über die gesamte Menschheitsgeschichte entbrannten immer wieder Kämpfe um den „wahren“ Glauben. Sie bereiteten den Boden für Fantasten und Reformer ebenso wie für gnadenlose Fanatiker und zynische Profiteure – eine gesellschaftliche Zerreißprobe, über deren Aktualität nachzudenken sich lohnt.
So auch im Spätmittelalter, als zwei Päpste den Führungsanspruch der katholischen Kirche erhoben und sich die Rufe nach Reform häuften. Man suchte nach internen Lösungen und entfachte Kriege »im Namen Gottes«, die der Durchsetzung weltlicher Interessen dienten. Zum Kriegsanlass nahm man im 15. Jahrhundert die Abwehr militanter Anhänger des Reformers Jan Hus, der die Kirche nach dem Vorbild der Urkirche Christi gestalten wollte. Seine intellektuellen Plädoyers gegen Papst- und Königtum rüttelten an den Grundfesten der mittelalterlichen Herrschaft und fanden auch in Wien zahlreiche Anhänger. Papsttreue Katholiken versuchten aus Böhmen nach Mähren und weiter nach Österreich zu fliehen. Der österreichische Herzog Albrecht, der Wiener Juden ermorden ließ, um mit deren Geld Kriege zu finanzieren, zog an der Seite des Königs gegen die Hussiten, die sich Zug um Zug Wien und Klosterneuburg näherten.
Laufend bis 15.11.2022
09:00 – 18:00
Stift Klosterneuburg
Stiftsplatz 1
3400 Klosterneuburg
Titel-/Vorschaubild © Stift Klosterneuburg