Das Kunsthaus Bregenz zeigt eine Einzelausstellung von Dora Budor
Dora Budors Ausstellung im KUB löst im Zumthor-Bau eine Krise der optischen Wahrnehmung aus. In ihrer Arbeit begreift die in Kroatien geborene Künstlerin Gebäude und Institutionen als Systeme, die nicht nu von tektonischen Bedingungen und der ihnen eigenen Infrastruktur geprägt sind, sondern auch von Genderaspekten – Faktoren, die sie über die unmit-telbare Wahrnehmung hinaus Gestalt werden lässt. Budor möchte die visuelle Sinnlichkeit des KUB Gebäudes durch eine Abfolge von Eingriffen pathologisieren, wobei äußere Bedingun-gen verinnerlicht und unsichtbare Klangräume in Form akustischer Resonanzen hörbar gemacht werden. Das Innere wird nach außen gekehrt und Verborgenes an die Oberfläche gebracht.
An der nordöstlichen Außenwand des KUB gibt es eine Einstiegsöffnung, durch die man den unterirdischen Kollektorgang erreicht, der um das Kellergeschoss des gesamten Gebäudes führt. Die bautechnisch bedingten Schlitzwände reichen bis zu 26 Metern in die Tiefe und werden vom Grundwasser umströmt, das vom nahe gelegenen Berg Pfänder in den Boden-see fließt. Imersten KUB Obergeschoss präsentiert Dora Budor Abdrücke dieses unterirdischen Gangs, die sie als freistehende Skulpturen vor die Wände des Ausstellungsraumes positioniert. Die Negativformen weisen eine Länge von insgesamt 29 Metern auf, was der Länge und Breite der Grube entspricht, die für das Fundament des Gebäudes ausgehoben wurde. In der Latexoberfläche zeichnen sich die Spuren von Sedimenten und Rückständen ab, die sich über Jahrzehnte hinweg auf der Wand abgelagert haben. Als Weiterentwicklung von Budors Arbeiten, die sich mit Stoffwechselprozessen auseinandersetzen, verdaut in die-sem Werk die Institution Kunsthaus Bregenz ihre eigenen Fundamente. Die Materialien aller Arbeiten stammen entweder direkt vom Ausstellungsstellungsort in Bregenz, wie etwa geschreddertes Papier aus der KUB Verwaltung oder Kaffeesatz aus der KUB Café Bar, aber auch aus Berlin, wo die Künstlerin in den letzten Monaten die Ausstellung entwickelt hat.
Dora Budors Werk spricht sämtliche Sinne an – auch die Luft ist ein wesentliches Element ihrer Arbeit. So versetzt vibrierendes Sexspielzeug die Luft im Nottreppenhaus, die durch die insgesamt 28 Kilometer langen, im Gebäude verarbeiteten Rohrleitungen für die Temperatur-regelung und die Belüftung strömt, in Schwingung. Zirkulation wird zum Medium in ihrer ein-drücklichsten Form – in der Luft, die wir atmen.
Bis 26.06.2022
Di – So, 10:00 – 18:00
Do, 10:00 – 20:00
Kunsthaus Bregenz
Karl Tizian Platz
6900 Bregenz
+43-5574-485 94
kub@kub.vol.at
http://www.kunsthaus-bregenz.at/
Titel-/Vorschaubild © Dora Budor / cropped